Levi, Rosa und Kalmann und Frank, Else

Levi, Rosa und Kalmann und Frank, Else

Stolperstein-Biographien in Höchst

Levi Rosa und Kalmann und Frank Else

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Familie Levi © privat/Tamara Dori, Foto: keine Angaben

Kalmann Levi war Lehrer, Kantor und stammte aus Hattenbach bei Hersfeld. Er war verheiratet mit Rosa Levi aus Altena. Sie lebten von 1909 bis 19.11.1938 in der Leverkuserstraße 9 und hatten drei Töchter: Betty, geb. 18.2.06, Else und Lotti, geb. 1919. Mit ihnen zusammen lebte auch der Vater von Rosa Levi, Moses Friesem, der als Gemeindeältester der Jüdischen Gemeinde tätig war. Kalman Levi war Kantor und Schächter der Gemeinde sowie seit 1904 Religionslehrer am Gymnasium und Lyzeum. Rosa Levi leitete die israelitische Frauenvereinigung.

 

Zeitzeugen berichteten, dass die Levis in guter Nachbarschaft mit dem christlichen Hausbesitzer Safran lebten. Die Safrans halfen beim „Schabbes“ und lernten jüdisches Brauchtum und die Feiertage durch Mazzen an Pessach und die Laubhütte im Herbst kennen. Das Höchster Kreisblatt schrieb 1929 anlässlich des 25-jährigen Dienstjubiläums von Kalman Levi, dass er bei Juden wie Nichtjuden „besondere Wertschätzung und vollkommene Hochachtung“ besaß.

 

Mit der öffentlichen Wertschätzung war es 1933 vorbei; er wurde aus dem Schuldienst entlassen. Höchster Vereinen durften seine Kinder nicht mehr angehören. Die jüngste Tochter Lotti war im Lyzeum Diskriminierungen ausgesetzt. Später durfte dann auch der Rentner Moses Friesem nicht mehr die gewohnte Parkbank aufsuchen. „Nicht für Juden“ stand auf dieser Bank.

 

Die älteste Tochter Betty emigrierte mit ihrem Mann 1936 nach Palästina. Trauriger Höhepunkt im Leben der Familie war am 10. November 1938 die Zerstörung der Höchster Synagoge. Der 82-jährige Moses Friesem wollte aus der im Inneren brennenden Synagoge Gegenstände retten. Er wurde von aufgehetzten Jugendlichen des nahen Gymnasiums (heute Robert-Koch-Schule) mit Steinwürfen gejagt und verletzt. Die Safrans hielten ihm rettend die Tür auf.

 

In der Wohnung Leverkuser Straße 9 befanden sich zu dieser Zeit auch die zweite Tochter Else mit ihrem Mann, dem Lehrer Salomon Frank. Beide waren 1933 nach Treuchtlingen in Mittelfranken gezogen. Nun waren sie mit ihren Kinder Ruth und Paul aus ihrer dortigen Wohnung hierher geflohen, nachdem in Treuchlingen der Mob schon früher gewütet und ihre Wohnung zerstört hatte.

 

Nachdem die Familie Levi fast dreißig Jahren in der Leverkuser Straße gewohnt hatte, zog sie kurz nach dem 10. November in die Frankfurter Innenstadt, zunächst in die Elkenbachstraße, dann in die Königswarter Straße 13. Hier starb Moses Friesem mit 84 Jahren. 1942 bekam Else Frank mit Hilfe ihrer Schwester Lotti, die Krankenschwester im jüdischen Krankenhaus war, ihr drittes Kind und nannte es Moses.

 

Noch im gleichen Jahr wurden alle, von Lotti abgesehen, deportiert. Salomon Frank verschickte eine Kurznachricht über das Deutsche Rote Kreuz an Verwandte in Palästina „Uns geht es gut...Wir haben G`vertrauen“. Der sechs Monate alte Moses starb in Theresienstadt, seine beiden Geschwister Ruth (8) und Paul (5) wurden mit ihren Eltern nach Auschwitz deportiert und ermordet.

 

Die später deportierte Tochter Lotti überlebte die Lager und emigrierte später mit ihrem Mann nach Australien. Dort starb sie 1999. Die einzige in Australien lebende Tochter hat es sehr bewegt, dass für die Großeltern und die Tante Stolpersteine verlegt wurden.

Else Frank

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

30.07.1908

nach Auchschwitz

unbekannt

 

Quelle

Zeitzeugen


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