Hirsch, Hugo

Hirsch, Hugo

Stolperstein-Biographien in Höchst

Hirsch, Hugo

Hugo Hirsch wurde in Wehrheim geboren. Mit seinen Brüdern Karl und Wilhelm zog es ihn in das wirtschaftlich aufstrebende Höchst. Bis November 1906 wohnte er in der Emmerich-Josef-Str. 6, dann zog er in die Königsteinerstr. 36. Eine ehemalige Nachbarin erinnerte sich, dass er im 1. Stock wohnte. Hier war er Mitinhaber der „Lebensmittelgroßhandlung Hugo Hirsch“; 1934 wurde das Geschäft im Boykotthandbuch mit der Firmenbezeichnung „Lebensmittel en gros“ aufgelistet.

 

Curt Mayer, ein Höchster, der noch emigrieren konnte, erinnerte sich an Hugo Hirsch. Hirsch gehörte zum kulturellen „Kern“ der Höchster Gemeinde zusammen mit Dr. Spier, Emil Mannheimer und Gertrude Mayer. Gemeinsam gründeten sie später den Jüdischen Jugendbund J.J.B. Hier gab es eine Kindergruppe und eine Gruppe für Jugendliche. „Von da an begann der kulturelle Aufstieg der jüdischen Gemeinde“, so Curt Mayer. Zweimal monatlich wurden Vorträge angeboten. Prominente Redner wie Buber, Löffler, der Dirigent Steinberg und Redner aus den eigenen Reihen sprachen zu verschiedenen Themen. Heimabende für Jugendliche, Wanderfahrten, Sprech-Chor und Gymnastik vervollständigten das Programm. In den Jahren 1932/33 war Hugo Hirsch Vorsitzender des 1889 gegründeten Israelitischen Wohlfahrtsverbandes. Als Vorsitzender des israelitischen Männervereins sprach er im April 1933 am Grab von Max Ettinghausen, dem langjährigen Vorsitzenden der Gemeinde und Initiator des Synagogenneubaus.

 

Hugo Hirsch war jedoch nicht nur in der Jüdischen Gemeinde aktiv, sondern gehörte auch dem Höchster Schützenverein an und war dort 1930 im Ehrenausschuss.

Bis 15.9.1935 bestand das Geschäft noch als Lebensmittelgroßhandlung. In der Devisenakte ist vermerkt: „Die Firma ist im genannten Zeitpunkt durch Kaufvertrag auf die arischen Kaufleute August Miltenberger und Georg Keller…übergegangen. Die Genannten betreiben einen Lebensmittelgroßhandel unter der Firma ‚Keller & Miltenberger‘ …“ .

Möglicherweise wollte er emigrieren, denn im Melderegister steht: „Passsperre Finanzamt Höchst vom 20.9.1938“. Diese Sperrvermerke sollten verhindern, dass Reisepässe beantragt werden können, wenn die Judenvermögensabgabe nicht oder nicht vollständig entrichtet war. Am 11. Oktober 1938 zog Hugo Hirsch in die Lersnerstraße 32; im März 1939 kam sein Bruder Karl zu ihm. Zwei weitere Umzüge, musste Hugo Hirsch auf sich nehmen; zuerst in die Maximilianstraße 1 und dann in die Körnerstraße 7.

 

Am 17.1.1939 ordnete die Devisenstelle eine Devisenprüfung bei Hugo Hirsch an. Das Vermögen betrug knapp 62.000 RM und wurde einer „Sicherungsanordnung“ unterstellt. In der Sicherungsanordnung vom 8.6.1939 heißt es „Die unrechtsmäßige Verwendung der Vermögenswerte entgegen den Devisenbestimmungen sind zu befürchten“. Hugo Hirsch durfte ab 11. März 1940 nur über 200 RM monatlich verfügen. Im April 1940 war sein Vermögen schon um fast die Hälfte zusammengeschrumpft. Lt. Devisenakte unterstützte er seine Schwester Elisabeth Jungklaus um 1940 mit monatlich 40 RM. In seinem Antrag steht: „meine Schwester…und deren Tochter.., beide unvermögend, erwerbslos, ernähre ich mit.“

 Am 13.11.1941 beantragt er, bei der Devisenstelle, die Krankenhauskosten für seinen Bruder Karl zu übernehmen; diesem Antrag wird am 18.11.41 stattgegeben. Drei Tage später wird er „evakuiert“, wie die Deportation im NS-Jargon genannt wurde. Von der ursprünglichen Genehmigung von RM 500.- waren erst 200 RM verbraucht. In einem Vermerk der Devisenstelle steht: „Die restlichen RM 300.- werden für den Aufenthalt des Genannten im Krankenhause verbraucht, wogegen in Anbetracht der Umstände keine Bedenken bestehen dürften.“ Drei Tage vor der Deportation schreibt die Oberfinanzdirektion an die Commerzbank am 18.11.41, dass der Staat über die Vermögenswerte verfügt.

In den Akten befindet sich ein auf den 21.11.1941 datierter „Antrag auf Freigabe“ über 500 RM. Der Zahlungsempfänger ist die Jüdische Kultusvereinigung in Frankfurt. Verwendungszweck: „Aufbringung der Barmittel, die laut behördlicher Anordnung zur Mitnahme bei Evakuierungstransporten bereitzustellen sind“

Hugo Hirsch

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum.

07.10.1874

22.11.1941 nach Kaunas

25.11.1941

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Stolperstein Königsteiner Straße 36 Hugo Hirsch © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main


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