Cahn, Charlotte

Cahn, Charlotte

Stolperstein-Biographien in Heddernheim

Cahn, Charlotte

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Cahn, Charlotte © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

Charlotte Sofie Cahn ist in Frankfurt am Main geboren und war seit 1890 mit Julius Cahn (1844-1909) verheiratet. Das Ehepaar hatte zwei Kinder. Ihr am 1.7.1891 geborener Sohn Fritz Hartwig besuchte die Wöhlerschule bis zum „Einjährigen“, später die Höhere Handelsschule in Frankfurt und absolvierte eine Ausbildung in der Lederwarenfabrik „Cahn Valerie & Co.“ in Offenbach. Nach einer Dolmetschertätigkeit im Ersten Weltkrieg kehrte er 1918 nach Frankfurt zurück, zunächst erneut Beschäftigung in der Lederwarenfabrik, dann Umzug nach Berlin, wo er nach kurzer Tätigkeit in der Kravattenfabrik „Kerb & Co.“ Verbindungen zum Filmgeschäft knüpfte. Er wurde dann Direktor der „Aafa-Filmgesellschaft“. Verfolgungsbedingt kehrte er 1933 nach Frankfurt zurück und wurde Leiter des Jüdischen Hilfsvereins in der Unterlindau 31. Er wohnte zuletzt in der Feldbergstraße 5.Von dort wurde er am 19. Oktober 1941 bei der ersten großen Deportation aus Frankfurt in das Ghetto Lodz verschleppt, wo er am 31.12.1942 ums Leben kam.

 

Die am 30.3.1893 geborene Tochter Elisabeth (Liesel) heiratete Ernst Östreicher. Bei ihr in der Hadrianstraße 19 wohnte seit 1929 auch die Mutter, Charlotte Cahn. Liesel Östreicher war eine engagierte Pädagogin, die in den 20er und frühen 30er Jahren (des 20. Jahrhunderts) als Lehrerin in Frankfurt, unter anderem an der Arndtschule in Rödelheim und an der Volksschule in der Römerstadt unterrichtete. Ungewöhnlich für die damalige Zeit behandelte sie im Unterricht die Demokratie als Staatsform mit besonderen Vorzügen. Schwache und problematische Kinder wurden eingehend gefördert. Über die damals bestehende Konvention, dass eine verheiratete Frau mit Kind nicht als Lehrerin arbeiten durfte, setzte sie sich selbstbewusst hinweg. Schon bald nach der Geburt ihrer Tochter Ursula im Jahr 1930 kehrte sie in den Schuldienst zurück. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde Liesel Östreicher wie alle Lehrerinnen und Lehrer jüdischer Herkunft zwangsbeurlaubt. Am 30.12.1935 musste die Familie die Wohnung verlassen und zog in die Bockenheimer Anlage, und später dann in die Schumannstraße (Pension Valeria).

 

Im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurde Ernst Östreicher verhaftet und in Buchenwald inhaftiert. Als Frontkämpfer aus dem Ersten Weltkrieg wurde er Ende November 1938 von dort entlassen. Daraufhin flüchtete er mit seiner Frau und Tochter im Januar 1939 zunächst nach England, dann in die USA. Charlotte Cahn blieb zurück und zog in ein Altersheim in den Reuterweg 91.

 

Liesel Östreicher suchte sofort von den USA nach Einreisemöglichkeiten für ihre Mutter. Ohne Erfolg, da die USA keine alte und pflegebedürftige Frau aufnehmen wollten. Dem Ehepaar gelang es aber, für Charlotte Cahn ein Einreisevisum nach Kuba zu bekommen, wovon diese jedoch wegen des Auswanderungsverbots für Juden und der unmittelbar bevorstehenden Deportation keinen Gebrauch mehr machen konnte. Liesel Östreicher schlug in den USA eine Laufbahn als Künstlerin ein, da sie wegen ihres deutschen Akzents nicht als Lehrerin arbeiten durfte. Sie starb 1984. Zum 1. August 2009 wurde die Grundschule im Frankfurter Bogen in Preungesheim in Liesel-Östreicher-Schule umbenannt.

Charlotte Cahn 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

08.02.1866

18.08.1942 nach Theresienstadt

24.05.1943

 
 

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Stolperstein Hadrianstraße 19 Charlotte Cahn © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: N N

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