Nussbaum, Josef und Karoline

Nussbaum, Josef und Karoline

Stolperstein-Biographien in der Innenstadt

Nussbaum, Josef und Karoline

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Nussbaum, Josef © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Josef Nussbaum wurde am 7. Juni 1869 in Mittelsinn geboren und lebte seit 1896 in Frankfurt. Seine Frau Karoline Nussbaum wurde 1893 als Caroline Strauss in Hobbach geboren. Sie bewohnten mit ihren Kindern Minna, Leo und Max eine Sieben-Zimmer-Wohnung in dem 1903 erworbenen Mehrfamilien- und Geschäftshaus Zeil 43.

 

Josef Nussbaum gründete 1892 gemeinsam mit seinem Bruder Siegmund Nussbaum die Schuhgroßhandlung J. & S. Nussbaum OHG, Zeil 43. Der Bruder starb etwa 1897; seitdem war Josef Nussbaum Alleininhaber. Ab 1919 war er gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Leo Rothschild als jeweils zur Hälfte Beteiligter Inhaber des Unternehmens. Die Firma erlitt durch die Boykotte seit 1933 erheblichen Umsatzrückgang. Laut Industrie- und Handelskammer in den Entschädigungsakten hatte das Unternehmen Anfang 1938 einen Jahresumsatz von einer Million Reichsmark; 1937 hatte er noch bei 1,3 Millionen RM gelegen. Laut eines Vermerks der Kammer vom 22. Januar 1938 war die Firma "arisierungswürdig". Sie beschäftigte damals 16 Mitarbeiter. Im Dezember 1938 wurden die bisherigen Inhaber gezwungen, das Geschäft an Hermann Leids zu verkaufen, der bei der NSDAP-Gauleitung beschäftigt war. Seitdem firmierte das Geschäft als „Leids & Co.KG“. Kommanditisten waren außerdem Ernst Leids und Alfred Bender.

 

Auf Druck des Amtes „Schönheit der Arbeit“ mussten die beiden Geschäftsinhaber nach ihrem Ausscheiden aus der Firma noch für die Herrichtung der „Gefolgschafts- und Arbeitsräume“ der Firma 20.000 RM aufbringen und auf Druck der Deutschen Arbeitsfront (DAF) an 16 Angestellte „Treueprämien“ in Höhe von insgesamt etwa 12.000 RM auszahlen.

 

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Hedwig Nussbaum, Rolf Nussbaum, Rosa Wetzlar und Caroline Nussbaum © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angaben

 

Die beabsichtige Emigration nach Kuba scheiterte wegen des Ausreiseverbots für Juden ab Oktober 1941. Josef Nussbaum wurde am 18. August 1941verhaftet, weil er laut Internationalem Suchdienst „eine Vorschrift, die das Verhalten von Juden vor Behörden betrifft, nicht eingehalten hatte.“ Laut Bericht des Schwiegersohns hatte eine ehemalige Kundin den Eheleuten frische Fische besorgt, was als Anlass für die Verhaftung ausreichte. Josef Nussbaum wurde im Strafgefängnis Preungesheim 1941/1942 registriert und am 24. April 1942 von Frankfurt nach Buchenwald verschleppt (Häftlingsnummer 2043). Dort wurde er unter der Kategorie „Schutzhäftling, politisch, Jude“ geführt und starb angeblich an „Herzschlag“.

 

Dem Sohn Leo Nussbaum gelang es, rechtzeitig mit seiner Ehefrau Hedwig, geborene Wetzlar, und Sohn Rolf nach Montevideo in Uruguay zu flüchten. Auch die Tochter Mina konnte mit Ehemann Leo Rothschild nach New York entkommen. Sohn Max Nussbaum war schon 1934 gestorben, wahrscheinlich an den Folgen einer Kriegsverletzung aus dem 1. Weltkrieg. Seine Frau, Cilli Nussbaum, geb. Laupheim, entkam mit den Kindern Fritz, geb. 6. Dezember 1919 (später Frederic North) und Irene (später Irene Hess) nach London. Die Nachkommen sorgten dafür, dass für Josef Nussbaum und seinem Sohn Max ein Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof in der Eckenheimer Landstraße errichtet wurde.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Renate Rauch.

 

Anwesend bei der Verlegung waren Lothar Rosenblatt Andreas, Schwiegerenkel von Heinrich und Rosa Wetzlar, und seine Söhne Andreas, Roberto, und Thomas Rosenblatt, alle aus Montevideo/Uruguay. Lore Rosenblatt, geb. Wetzlar, die Enkelin von Heinrich und Rosa Wetzlar, war Anfang des Jahres 2013 gestorben.


Josef Nussbaum

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

07.06.1869

Haft: 24.04.1942 (Buchenwald)

17.06.1942 (Suizid)

Karoline Nussbaum, geb. Strauss 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

15.12.1867

19.08.1942 Theresienstadt

15.09.1942

 

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Stolperstein Zeil 43 Josef Nussbaum © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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Stolperstein Zeil 43 Karoline Nussbaum © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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