Elison, Emma und Fritz

Elison, Emma und Fritz

Stolperstein-Biographien in der Innenstadt

Elison, Emma und Fritz

Emma Elison, geb Roman, wurde in Marburg an der Lahn geboren. Sie stammte aus einer jüdischen Familie. Aus ihrer ersten 1903 geschlossenen und 1916 geschiedenen Ehe stammten sechs Kinder, darunter die Töchter Erna und Bella. Die Familie lebte in sehr dürftigen Verhältnissen, die Mutter kam dadurch mit dem Gesetz in Konflikt und musste unter anderem drei Wochen wegen Hehlerei ins Gefängnis. Danach konnte sie als Stanzerin arbeiten.

 

Fritz Elison stammte aus Breslau, wo er die höhere Knabenschule besuchte. Einige Jahre verbrachte er bis 1920 in Indien. Zurück nach Deutschland und Frankfurt am Main hatte er eine Anstellung als Kellner.

 

Im Juli 1921 heirateten Fritz und Emma Elison, geschiedene Bergmann. Das Ehepaar wohnte in der Klingerstraße 25. In den Jahren 1930/31 soll Fritz Elison als Leiter des Arbeitsausschusses des Gastwirte-Gewerbes tätig gewesen sein. Sein Versuch, in die NSDAP aufgenommen zu werden, scheiterte wegen seiner Ehe mit einer Jüdin.

 

Emma Elisons Bruder, Emanuel Roman, der Schuster war und in Frankfurt eine Schuhwerkstatt betrieb, war vor 1933 Mitglied der SPD. Nach dem Verbot der politischen Parteien und Gewerkschaften unterstützte er zusammen mit seiner Schwester die illegale Arbeit der Kommunistischen Partei Deutschlands. Diese Aufbauarbeit war in Frankfurt am Main mit Umland besonders erfolgreich und hartnäckig geführt, trotz der vielen Verhaftungen durch NS-Spitzel.

 

Die Geschwister Emma und Emanuel organisierten Arbeitsräume und Unterkünfte für Parteifunktionäre und Untergetauchte und sie leisteten Kurierdienste mit Druckschriften. Emma Elisons Töchter Erna, verheiratete Mißler, und Bella Bergmann, haben für diesen Zweck Zimmer vermietet, eher aus finanzieller Not denn aus politischer Überzeugung. Fritz Elison war nur am Rande beteiligt. Trotzdem waren die Familienmitglieder als Juden und Unterstützer der KPD, obwohl keine Mitglieder, besonders gefährdet.

 

Am 13. März 1935 wurde das Ehepaar Elison verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Preungesheim eingeliefert. Die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat. Zwei Monate später, am 17. Mai, wurde Emma vom Oberlandesgericht Kassel wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Das Gericht warf ihr besonders vor, den illegal lebenden KPD-Funktionären Max Dahlhaus und Walter Kaßner Unterkunft gewährt zu haben. Ferner wurde vorgeworfen, illegales Material wie Adressenlisten vor der Gestapo versteckt zu haben. Fritz Elison wurde freigesprochen, weil man ihm keine direkte Unterstützung der illegalen Arbeit hatte nachweisen können, die zumeist tagsüber in der Wohnung stattgefunden haben soll; Elison hatte als Kellner Spätschicht und schlief tagsüber. Jedoch wurde er ein Jahr später unter demselben Vorwurf verhaftet und 1938 zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

 

Im ersten Prozess 1935 wurden 31 weitere Personen angeklagt und verurteilt, auch der Bruder Emanuel, die beiden Töchter Bella Bergmann und Erna Mißler und deren Ehemann Ludwig Mißler. Der Bruder wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt. Die Tochter Bella wurde freigesprochen. Durch ihre labile psychische Verfassung habe Bella die Folgen ihres Verhaltens nicht verstanden, außerdem habe sie selbst das Mietverhältnis gekündigt. Die zweite Tochter, Erna, wurde zu zwei Jahren, ihr Ehemann Ludwig zu neun Monaten Haft verurteilt. Seine niedrigere Strafe wurde mit seiner Kriegsinvalidität begründet.

 

Nach Verbüßung der Zuchthausstrafen lebte das Ehepaar getrennt und hat sich später scheiden lassen. Emma lebte einige Jahre völlig verarmt in Frankfurt. Sie musste öfters die Adresse wechseln. Fritz Elison unterstützte zunächst seine Frau, die nach der Haft aus gesundheitlichen Gründen erwerbsunfähig war, mit 50 RM in Monat. Die Wohnung und deren Einrichtung in der Klingerstraße und sonstige Habe hatte das Ehepaar infolge der Haft verloren.

 

Emma stand unter ständiger Beobachtung der Gestapo. Am 11. April 1942 überstellte die Gestapo sie in das Frauen-KZ Ravensbrück. Von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie am 9. Oktober 1942 ermordet wurde.

 

1966 stellt die Tochter Erna Reese, verwitwete Mißler, die damals in den USA lebte, einen Antrag auf Entschädigung für ihre Mutter, für vier Jahre Haft, Gesundheitsschäden, KZ-Zeit in Ravensbrück und Auschwitz. Der Antrag wurde abgelehnt.

 

Fritz Elison heiratete in zweiter Ehe Helene Breuer und fand in der Gaststätte „Drei Hasen“ als Kellner eine Anstellung. Anfang 1945 verlor er diese Anstellung und war mittellos. Vergeblich versuchte er nach Kriegsende eine Entschädigung für die Haftzeit und verlorene Habe zu bekommen. Man hat sogar seine Verurteilung in Zweifel gezogen. Am 3. März 1946 ist er bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Er wurde von einem Fahrzeug der Besatzungsmächte überfahren. Seine zweite Ehefrau hat zehn Jahre ohne Erfolg versucht, eine kleine Rente als Entschädigung und Hinterbliebene zu bekommen.

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Mona Wikhäll.

 

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Fritz Elison © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

Emma Elison, geb. Roman

Geburtsdatum:

Haft:

Todesdatum:

12.12.1880

13.3.1935 Frankfurt-Preungesheim, 11.4.1942 Ravensbrück, Auschwitz

9.10.1942

 

Fritz Elison

Geburtsdatum:

Haft:

23.8.1886

13.3.1935 und 1938 Frankfurt-Preungesheim

 

 

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Stolpersteine Klingerstraße 25, Emma Elison © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

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Stolpersteine Klingerstraße 25, Fritz Elison © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: Keine Angabe

 

 

 

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