Salomons, Arnold, Mina, Dagobert und Hanna

Salomons, Arnold, Mina, Dagobert und Hanna

Stolperstein-Biographien in Bornheim

Salomons, Arnold, Mina, Dagobert und Hanna

 

Arnold Salomons wurde als Sohn von David Salomons und Mietje, geb. de Jong, in Almelo in Holland geboren. Er hatte einen älteren Bruder Aron (Jg. 1869) und eine ältere Schwester Johanna (Jg. 1875). Er war deutscher Staatsbürger, da seine Eltern aus dem niedersächsischen Grenzort Neuenhaus, wenige Kilometer von Almelo, kamen. Seine Militärzeit absolvierte er als Infanteriesoldat beim Kaiser-Franz-Garderegiment in Berlin. Von 1914 bis 1918 nahm er als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Er war verwundet und ausgezeichnet worden.

 

Nach Kriegsende ließ er sich in Frankfurt am Main nieder und heiratete dort 1919 Mina Löwenstein aus Bruchsal. Das Paar zog in die Savignystraße 75. Es hatte zwei Kinder: Dagobert und Hanna. Arthur Salomons arbeitete als Tabakagent für deutsche und holländische Tabakfabriken. Dagobert war ab 1930 Schüler am Wöhler- Realgymnasium, Hanna besuchte von 1933 bis 1938 die Herder-Oberrealschule.

 

Mina und Arnold Salomons waren Mitglieder der Odd Fellow Loge in Frankfurt und lernten dort Bernhard und Lina Rothschild kennen sowie deren Tochter Lilly Goldschmidt. An Lilly Goldschmidt und ihre Familie erinnern Stolpersteine in der Beethovenstraße 60. Zwischen den beiden Familien entstand eine Freundschaft. 1931 zogen sie in die im Rahmen des Wohnungsbauprojektes Neues Frankfurt durch Stadtplaner Ernst May gebaute Siedlung Bornheimer Hang (Nussbergsiedlung) ein, in das Haus 33, die Rothschilds in das Haus Karl- Albert-Straße 25.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten begannen die finanziellen Probleme der Familie: Sie musste für den Hauskauf geliehenes Geld zurückzahlen. Der Tabakhandel reichte gerade, um den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten. Die ganze finanzielle Situation und die Verfolgung belasteten Mina so, dass sie in eine schwere Depression verfiel. Ab Herbst 1936 lebte sie deshalb in der Nervenheilanstalt Herborn. Hier verschlimmerte sich ihr Leiden so, dass sie im Mai 1937 starb. Es ist zu vermuten, dass ihr Tod auch durch eine gezielte Vernachlässigung verursacht wurde. Sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Eckenheimer Landstraße beerdigt.

 

Wegen der finanziellen Schwierigkeiten der Familie, bedingt auch durch die Krankheit der Mutter, musste Dagobert im April 1936 das Gymnasium verlassen. Er begann eine kaufmännische Lehre in der Firma Gummiwerk Odenwald in der Mainzer Landstraße. Durch den Zwangsverkauf der Firma 1938 musste er seine Ausbildung abbrechen. Im Juli 1938 konnte Hanna mit einem Geschäftsfreund nach Holland geschickt werden, um ihr eine berufliche Zukunft zu sichern. Dagobert flüchtete im Oktober 1938 nach Kolumbien.

 

Arnold Salomons blieb nun allein in dem Haus zurück. Während der Novemberpogrome fand er zunächst Zuflucht bei seinem Freund Josef Bilz in Bernbach. Bei seiner Rückkehr nach Frankfurt fand er sein Haus geplündert und zerstört. Er wurde kurze Zeit später verhaftet und ins KZ Dachau eingeliefert, wo er die Häftlingsnummer 25670 hatte. Nach seiner Entlassung flüchtete er Anfang 1939 nach Holland. Dort wollte sich Lilly Goldschmidt, die inzwischen ein Visum für die USA bekommen hatte, am 13. Mai 1940 in Rotterdam auf der Veendam nach New York einschiffen. Doch nach der Besetzung Hollands durch die Deutschen am 10. Mai und der Bombardierung von Rotterdam konnte kein Schiff mehr auslaufen und Lilly blieb bei Arnold Salomons.

 

Arnold Salomons und Lilly Goldschmidt zogen nach Almelo zu Arnolds Schwester Johanna van Coevorden und ihrer Familie, nach einiger Zeit weiter in das Haus der deutsch-holländischen Emigrantenfamilie Latterman aus Offenbach. Hanna Salomons lebte in einer anderen Stadt, machte dort einen Kurs in Orthopädie und war Pflegerin bei einer holländischen Familie. Sie wollte über Belgien in die Schweiz entkommen, wurde jedoch in Belgien verhaftet, deportiert und ermordet.

 

Im August 1942 bekam Arnold Salomons wie auch andere jüdische Männer in Almelo den Befehl zum Transport in das Lager Nimspet. Er und Lilly Goldschmidt beantragten in Almelo eine Heiratserlaubnis. Im September 1942 wurde Lilly Goldschmidt verhaftet und nach Westerbork gebracht. Einige Tage später kam auch Arnold Salomons dort an, am 6. Oktober 1942 wurden beide in Westerbork standesamtlich getraut. „Es gab keinen Stuhl, auf dem man sitzen konnte, nichts zu Essen außer einer Gefangenen-Ration“, beschrieb Lilly später ihre Hochzeitsfeier.

 

In Westerbork waren sie in unterschiedlichen Bereichen des Lagers untergebracht. Da Arnold Salomons Frontkämpfer des Ersten Weltkriegs war und als solcher mit seiner Ehefrau zu den sogenannten Privilegierten gehörte, wurden beide anstatt in ein Vernichtungslager nach Theresienstadt deportiert. Dort waren Lilly und Arnold Salomons in getrennten Baracken untergebracht, konnten sich aber häufig treffen. Arnold Salomons wurde mit dem letzten Transport nach Auschwitz deportiert.

 

Arnolds Bruder Aron Salomons starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Amsterdam, dessen Frau Emma wurde 1943 in Auschwitz ermordet. Seine Schwester Johanna und ihr Ehemann Julius van Coevorden wurden nach Sobibor deportiert und ermordet. Deren Tochter Johanne wurde 1944 nach Neuengamme deportiert und gilt als verschollen. Ihr Bruder Jonas Joel van Coevorden und seine Frau Selma, geb. Meier, sowie die 6-jährige Tochter Leonore wurden von Westerbork nach Sobibor deportiert und dort ermordet.

 

 

Die Stolpersteine wurden initiiert von Rosemarie Reh, Bewohnerin der Karl-Albert-Straße 33. Bei der Verlegung waren Astrid Salomons und Dr. Matthias Lorenz, Darmstadt, und Lorenzo Salomons/Slowakei anwesend.

 

Arnold Salomons
Arnold Salomons © privat / Lorenzo Salomons und Dr. Astrid Salomons, Foto: keine Angabe

 

Mina Salomons
Mina Salomons © privat / Lorenzo Salomons und Dr. Astrid Salomons, Foto: keine Angabe

 

Hanna Salomons
Hanna Salomons © privat / Lorenzo Salomons und Dr. Astrid Salomons, Foto: keine Angabe

 

Dagobert Salomons
Dagobert Salomons © privat / Lorenzo Salomons und Dr. Astrid Salomons, Foto: keine Angabe

 

Josef Bilz aus Bernbach/Freigericht
Josef Bilz aus Bernbach/Freigericht © privat / Lorenzo Salomons und Dr. Astrid Salomons, Foto: keine Angabe

 

 

Arnold Salomons

Geburtsdatum:

Haft:

Flucht:

Internierung:

Deportation:

Todesdatum:

15.6.1883

14.11. – 21.12.1938 Dachau

Mai 1939 Holland

5.10.1942 Westerbork

1943 Theresienstadt, 1944 Auschwitz

unbekannt

 

Mina Salomons, geb. Löwenstein

Geburtsdatum:

Einweisung:

Todesdatum:

26.12.1883

Herbst 1935 Nervenheilanstalt Herborn

18.5.1937

 

Dagobert Salomons

Geburtsdatum:

Flucht:

 6.4.1920

Kolumbien

 

Hanna Salomons

Geburtsdatum:

Flucht:

Internierung:

Deportation:

Todesdatum:

28.11.1923

1938 Holland, 1940 Belgien

Mechelen

1942 Auschwitz

13.8.1942

 

 

Stolperstein Karl-Albert-Straße 33, Arnold Salomons
Stolperstein Karl-Albert-Straße 33, Arnold Salomons © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

 

Stolperstein Karl-Albert-Straße 33,  Mina Salomons
Stolperstein Karl-Albert-Straße 33, Mina Salomons © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

 

Stolperstein Karl-Albert-Straße 33,  Hanna Salomons
Stolperstein Karl-Albert-Straße 33, Hanna Salomons © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

 

Stolperstein Karl-Albert-Straße 33,  Dagobert Salomons
Stolperstein Karl-Albert-Straße 33, Dagobert Salomons © Stadt Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

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