Rothschild, Bernhard, Lina und Else

Rothschild, Bernhard, Lina und Else

Stolperstein-Biographien in Bornheim

Rothschild, Bernhard, Lina und Else

v.l.n.r.: Arnold Salomons, Else Rothschild (Tochter), Lina Rothschild und Bernhard Rothschild
v.l.n.r.: Arnold Salomons, Else Rothschild (Tochter), Lina Rothschild und Bernhard Rothschild © privat / Doris Melnick, Foto: keine Angabe

 

Bernhard Rothschild wurde in Netra im Kreis Eschwege als Sohn von Samuel/Sandel Rothschild und Julia, geb. Stern, geboren. Lina Lichtenstein wurde in Hanau als Tochter des Kaufmanns Aron Lichtenstein und Rosalie, geb. Levis, geboren. Am 4. Juni 1891 heirateten beide in Hanau.

 

Bernhard Rothschild war Kaufmann. 1890 hatte er zusammen mit seinem Bruder Isidor in Frankfurt auf der neuen Zeil 31 unter dem Firmennamen "Samuel Rothschild Söhne" ein Geschäft für Leinen- und Manufakturwaren eröffnet. Die Brüder wohnten zu dieser Zeit im Hermesweg 9, im 2. Stock.

 

Das junge Paar zog in eine eigene Wohnung im 2. Stock der Herderstraße 6. Drei Töchter wurden in Frankfurt geboren: Am 15. März 1892 Lilly, am 7. Oktober 1893 Martha und am 27. Oktober 1898 Else. Nach der Geburt des zweiten Kindes zog die Familie in eine größere Wohnung in den Bergweg 14.

 

1899 trennten sich die Brüder geschäftlich und gründeten ihre eigenen Firmen in Frankfurt, Bernhard Rothschild wurde Alleininhaber der Firma Rothschild & Co., Leinen und Manufakturwaren in der Heiligkreuzgasse 15. 1907 verlegte er sein Geschäft in die Taunusstraße 19 und wurde Mitgesellschafter der Flaschen- und Verschluss-Industrie Lichtenstein & Co. am selben Standort. Seit 1906 bewohnte die Familie eine Sechs-Zimmer-Wohnung in der Wittelsbacher Allee 11. Die drei Töchter besuchten die Jüdische Reformschule Philanthropin an der Rechneigrabenstraße und ab 1908 im neuen Gebäude in der Hebelstraße.

 

Die älteste Tochter Lilly heiratete 1913 den Kaufmann Adolf Goldschmidt. Sie hatte zwei Kinder, den 1913 geborenen Hans und die 1920 geborene Lotte. Martha heiratete Alfred Ettlinger, den Inhaber einer Fabrik für vorgezeichnete und angefangene Handarbeiten in der Neckarstraße 13 und Eigentümer des Hauses Staufenstraße 8. 1922 bekamen sie eine Tochter Kitty, das jüngste Enkelkind von Lina und Bernhard Rothschild.

 

Die Tochter Else Rothschild blieb unverheiratet und wohnte weiter bei den Eltern. Sie arbeitete Anfang der 1930er Jahre als Privatsekretärin von Dr. Ralph Bergel, dem Verantwortlichen für die Jüdische Wohlfahrtspflege in Frankfurt.

 

Lina und Bernhard Rothschild und ihre Tochter Lilly Goldschmidt waren Mitglieder des Deutschen Odd- Fellow-Ordens in Frankfurt, der aus der Goethe-, der Hohenstaufen- und der Faustloge bestand. Hier lernten sie das Ehepaar Arnold und Mina Salomons kennen. Zwischen den beiden Familien entstand eine Freundschaft. 1931 zogen sie in die im Rahmen des Wohnungsbauprojektes Neues Frankfurt durch Stadtplaner Ernst May gebaute Siedlung Bornheimer Hang (Nussbergsiedlung) ein, die Rothschilds in das Haus Karl-Albert-Straße 25, die Salomons in das Haus Nummer 33.

 

1936 zogen die Rothschilds in die Raumerstraße 27 (Reinganumstraße 27) im Ostend. Ob sie von der Städtischen Aktienbaugesellschaft als jüdische Mieter vertrieben wurden, ist unklar. Wahrscheinlich mit Hilfe ihres Onkels Isidor Rothschild, der schon früher mit seiner Familie nach Argentinien geflüchtet war, verließ Else Rothschild am 17. Mai 1938 Frankfurt und schiffte sich in Hamburg am 20. Mai auf dem Ozeandampfer Pascal der Hapag Lloyd nach Argentinien ein.

 

Am 1. Juli 1938 zogen Lina und Bernhard Rothschild in die Beethovenstraße 5a, in die Nähe ihrer Tochter Lilly. Diese wohnte inzwischen allein in der Liebigstraße 27c in Untermiete. Ihre Tochter Lotte war 1934 bei einer Kinderverschickung in die USA entkommen. Ihr Ehemann Adolf Goldschmidt hatte sich im November 1936 das Leben genommen. Ihr Sohn Hans hatte inzwischen Ellen Kastellan geheiratet und wohnte mit ihr bei deren Eltern in der Bürgerstraße 87 (heute Wilhelm-Leuschner-Straße 83). 1939 flüchteten beide nach England.

 

Martha wohnte mit ihrer Familie im eigenen Haus im Reuterweg 86. Dorthin zogen Lina und Bernhard Rothschild für einige Wochen vom 1. Februar bis 20. Mai 1939, bis sie die Wohnung in der Parkstraße 9 gefunden hatten. Am 24. Oktober 1941 fuhren Lina und Bernhard Rothschild nach Berlin, um von dort nach Lissabon zu entkommen. Einmal wöchentlich fuhren plombierte Züge mit Flüchtlingen von Berlin nach Lissabon.

 

In Lissabon schifften sie sich auf dem portugiesischen Schiff Nyassa ein. Aber nur Lina kam am 7. Dezember 1941 in Buenos Aires an. Bernhard Rothschild starb auf dem Schiff. Lina Rothschild lebte in Buenos Aires zusammen mit ihrer Tochter Else. Sie starb am 2. November 1956, Else Rothschild am 23. März 1980.


Die Stolpersteine wurden initiiert von Renate Hebauf.

 


Bernhard Rothschild

Geburtsdatum:

Flucht:

Todesdatum:

18.10.1861

24.10.1941 Argentinien

23.11.1941

 

Lina Rothschild, geb. Lichtenstein

Geburtsdatum:

Flucht:

 26.7.1868

24.10.1941 Argentinien

 


Else Rothschild

Geburtsdatum:

Flucht:

27.10.1898

17.5.1938 Argentinien

 

Stolperstein Karl-Albert-Straße 25, Bernhard Rothschild
Stolperstein Karl-Albert-Straße 25, Bernhard Rothschild © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 

Stolperstein Karl-Albert-Straße 25, Lina Rothschild
Stolperstein Karl-Albert-Straße 25, Lina Rothschild © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

 

Stolperstein..Karl-Albert-Straße 25, Else Rothschild
Stolperstein..Karl-Albert-Straße 25, Else Rothschild © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, Foto: keine Angabe

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