Gerlinger, Anna Lina

Gerlinger, Anna Lina

Stolperstein-Biographien im Bahnhofsviertel

Gerlinger, Anna Lina

Anna Lina Gerlinger Schwarz-Weiß-Portrait mit Hut
Anna Lina Gerlinger © privat, Foto: Gisela Stadler

 

Anna Lina Gerlinger wurde in Frankfurt am Main geboren. Sie kam aus einer begüterten Familie. Ihre Mutter starb früh, zu ihrer Stiefmutter soll sie kein gutes Verhältnis gehabt haben. Der Vater gab Anna Lina zu ihrer Hochzeit mit Friedrich Anton Gerlinger eine Mitgift in Höhe von 30.000 Goldmark mit und richtete ihr einen Laden in der Kronprinzenstraße ein (heute Münchner Straße, Ecke Elbestraße), den sie bis etwa 1920 betrieb. Mit ihrem Ehemann hatte sie einen 1907 geborenen Sohn, Heinz, und nach 1909 noch zwei Töchter. Ihr Ehemann arbeitete als Kellner und Hausmeister und war als Soldat im Ersten Weltkrieg. Er nahm sich 1920 das Leben. Danach wurde Anna Lina Gerlingers viertes Kind geboren, ein Sohn, der der Verbindung mit einem Rechtsanwalt entstammte.

 

Nach dem Tod des Ehemannes musste Anna Lina Gerlinger ihre drei Kinder auf Veranlassung des Jugendamtes in ein Heim geben, vermutlich im Zusammenhang mit der nicht-ehelichen Geburt des jüngsten Sohnes.

 

Von einem Onkel erbte sie in Sachsenhausen ein Mehrfamilienhaus in der Kaulbachstr. 5, das vermietet war, und ein Grundstück im Oberen Schafhofweg. Laut Mietvertrag über das Grundstück hatte sie um 1937 einen Vormund; der Grund für ihre Entmündigung ist unbekannt, möglicherweise aber betrieben von ihrem älteren Sohn. Der Vormund hieß Berthold Späth, der offenbar auch die geschäftliche Vollmacht besaß. Laut Auskunft der Familie war er in Frankfurt in der Nazizeit bekannt in Sachen Entmündigung, doch es gelang ihm, alle Unterlagen nach Kriegsende zu vernichten, sodass er nicht belangt werden konnte. In diesem Zusammenhang ist auch die Verhaftung 1943 von Anna Lina Gerlinger zu sehen, zunächst im Polizeigefängnis Frankfurt und von dort Haft auf dem Rittergut in Kötten bei Torgau. Im gleichen Jahr ist sie unter der Häftlingsnummer 34869 im Vernichtungslager Auschwitz registriert, wo sie laut Sterbeurkunde an „allgemeiner Körperschwäche“ starb.

 

Der Stolperstein wurde initiiert von der Enkelin Gisela und dem Urenkel Armin Stadler, Frankfurt, der auch bei der Verlegung anwesend war.

 

 

Familienportrait der Familie Gerlinger mit zwei Töchtern, einem Sohn, Vater sitzend, Mutter stehend
Familie Gerlinger © privat, Foto: Gisela Stadler

 
Anna Lina Gerlinger
Geburtsdatum: 2.12.1884
Haft:  
1943 Polizeigefängnis Frankfurt, Rittergut Weißbrot in Kötten
Deportation: 1943 Auschwitz
Todesdatum: 17.12.1943
Stolpersteine Elbestraße 15, Anna Lina Gerlinger
Stolpersteine Elbestraße 15, Anna Lina Gerlinger © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

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