Kalischer, Georg

Kalischer, Georg

Stolperstein-Biographien in Sachsenhausen

Kalischer, Georg

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Kalischer, Georg © privat/Volker Mahnkopp, Foto: keine Angaben

 

Georg Kalischer, Sohn jüdischer Eltern in Berlin, studierte nach dem Abitur 1891 Chemie in Heidelberg und Berlin; dort wird er 1895 promoviert, kurz davor wurde er „französisch-reformiert" und ließ sich wohl während eines Praktikums in Mülhausen taufen. Zu den Cassella Mainkur-Werken kam er 1897 und stieg - ab 1919 bis 1925 werden die Werke Teil der I. G. Farben - bis in die Unternehmensleitung auf.

 

Georg Kalischer heiratete am 6.8.1909 Marie, geb. Krause, die aus Kiel stammte und seit 1900 in Frankfurt lebte. Beide zogen 1912 nach Fechenheim in die Waldstr. 25 (heute: Birsteiner Str.); ab 1925 bewohnten sie ihr eigenes neues Haus in der Böcklinstraße 14. Seine Karriere fortsetzend, wird Kalischer zwar 1932 Leiter des I. G. Farben-Hauptlabors in Leverkusen, aber bereits mit 60 Jahren 1934 pensioniert. Die I. G. Farben hatte 1933 den Wahlkampf der Nationalsozialisten unterstützt; ein leitender Direktor, der gemäß der NS Rassenideologie als „Volljude" galt, war unternehmerisch untragbar. Die Kalischers mussten Mitte 1938 ihr Vermögen offenbaren -Grundlage für eine sogenannte Sühneleistung, die am 21.11.1938 von den Opfern des Novemberpogroms erzwungen wurde. Als Marie Kalischer 20 Prozent ihres Vermögens abtreten muss, war ihr Mann bereits beerdigt.

 

Er war am 11.11.1938 mit etwa 2.200 anderen als Juden klassifizierten Frankfurtern zur Messehalle und von dort via Südbahnhof ins KZ Buchenwald gebracht worden. Unmenschlich behandelt, wurde er am 28. November todkrank nach Frankfurt entlassen. Die Trauerfeier am 5. Dezember fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit unter Aufsicht der Gestapo und Mitwirkung von Pfarrer Otto Haas statt.

 

Frau Kalischer gehörte zur Lukasgemeinde. Marie Kalischer, durch die Judenvermögensabgabe ihrer Barschaft beraubt, zog 1939 in eine Absteige um. Einen ersten Prozess auf Rückerstattung der Abgabe verlor sie 1949, ein zweiter erbrachte 1955 nur eine geringe Summe; sie verkaufte das Haus in der Böcklinstraße und zog mit ihrer Schwester, die sie pflegte, zusammen. Neue Gesetze ab 1957 erlaubten einen weiteren Prozess, den sie 1958 bzw. 1961 gewann - mit 81 Jahren. Pfarrer Haas beerdigte sie am 25.6.1964 auf dem Südfriedhof. Marie Kalischer stiftete 1953 ein Bleiglasfenster für die Lukaskirche und gründete testamentarisch die Georg und Marie Kalischer-Stiftung ( Sophienheim/Böttger Straße).

 

Der Stolpersteine wurde von Volker Mahnkopp/Maria-Magdalena-Gemeinde initiiert, der auch bei der Verlegung eine Rede hielt.

Georg Kalischer

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

05.06.1873

11.11.1938

01.12.1938

 

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Stolperstein Böcklingstraße 14 Georg Kalischer © Inititative Stolpertseine Frankfurt am Main, Foto: Picasa


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