Elsass, Irma

Elsass, Irma

Stolperstein-Biographien im Westend

Elsass, Irma

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Familienbild Elsas © Museum im Lagerhaus St. Gallen (Schweiz), Foto: keine Angaben

Irma Elsass war die jüngste Tochter von Pauline, geborene Manes, und John Elsass (auch: Jonas Mayer Elsass). Der Bruder Carl starb im Alter von 40 Jahren. Die Schwester Fanny hatte zwei Söhne Hans und Herbert Raff. Sie emigrierte 1938 nach Zürich. Irma blieb unverheiratet und lebte mit ihrem Vater bis zu dessen Tod zusammen.

 

John Elsass, Jahrgang 1851, entstammte einer angesehenen jüdischen Frankfurter Familie. Von Beruf war er Bankier und Börsenmakler. Anfang der 20er Jahre begann er zunächst nur für seine Enkel zu reimen und zu malen. Ab 1925 bekamen seine Bilder ihren unverwechselbaren Stil. Figuren wurden aus farbigen, vom Künstler selbst bemalten oder bedruckten Papier geschnitten und mit einem Vers am unteren Bildrand zu einem Klebebild zusammengefügt. Durch eine schwere Krankheit ans Haus gefesselt, widmete er sich ganz seiner Kunst. Schon zu Lebzeiten erntete John Elsass mit seinen Bildern in Galeristen- und Kulturkreisen höchste Anerkennung. Auf einem Bild aus dem Jahr 1930 schreibt John Elsass, der erst mit über 70 Jahren zum Künstler wurde:

  „Mein ganzes Leben war ein Fehler

   Da ward ich Maler und Erzähler.“

Nach seiner eigenen Nummerierung hat er 25.025 Blätter "erzählt“. Er starb am 5.6.1935 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof an der Rat-Beil-Straße beigesetzt.

 

Seine Tochter Irma, die ihn bis zu seinem Tod gepflegt hatte, blieb in Frankfurt am Main zunächst in der gemeinsamen Wohnung in der Friedrichstraße 58. Ihre eigene letzte Frankfurt Adresse war Niedenau 25, bis 1939 ein Lehrlingsheim, danach ein jüdisches Altersheim und schließlich ein so genanntes Judenhaus. Die Nazis kassierten ihr gesamtes Vermögen und arisierten die vier von ihrem Vater erbauten Häuser.

 

Irma ist es zu verdanken, dass das Werk von John Elsass noch heute erhalten ist und dass wir einiges über ihn wissen. Irma hat in einem vollständig erhaltenen Briefwechsel mit ihrem Neffen Hans über ihren Vater und seine künstlerischen Erfolge berichtet. Sie hat den künstlerischen Nachlass sorgsam in zwei Kisten geordnet, mit festem Packpapier eingeschlagen und mit der Adresse ihrer Schwester Fanny in der Schweiz beschriftet. Dort kamen die Kisten im Jahr 1954 an. Wie und wo die beiden Kisten die Nazizeit und den Krieg sicher überlebt haben, ist nicht bekannt. Herbert Raff, der nach Fannys Tod den Nachlass übernahm, übergab beide Kisten mit etwa 18.000 Blättern im Jahr 1999 der Stiftung für Schweizerische naive Kunst und art brut für ihr Museum im Lagerhaus in St. Gallen.

 

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Versandkiste Elsas © Museum im Lagerhaus St. Gallen (Schweiz), Foto: keine Angaben

Irma Elsass

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

25.08.1887

18.08.1942 nach Theresienstadt

01.05.1944

Quelle

Quellen: Heinrich Hoffmann trifft John Elsass, Ausstellungskatalog, Schirn Kunsthalle Frankfurt 2001; Marion Herzog-Hoinkis (Hrsg.): John Elsas: Meine Bilder werden immer wilder. Frankfurt a.M. und Leipzig: Insel Verl. 2002 (Insel-Bücherei. Bd.1228)

 

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Stolperstein Friedrichstraße 58 Irma Elsass © Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main

 


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