Saretzki, Emmy, Nathan und Ullmann, Rosa

Saretzki, Emmy, Nathan und Ullmann, Rosa

Stolperstein-Biographien im Nordend

Saretzki, Emmy, Nathan und Ullmann, Rosa

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Nathan und Emmy Saretzki © privat/Edgar Sarton-Saretzki, Foto: keine Angaben

 

Der Oberkantor, Rabbinatsverweser, Sänger (Heldentenor) und Religionslehrer Nathan Saretzki wohnte mit seiner Frau Emmy Rosa Saretzki und deren Mutter Rosa Ullmann seit 1937 im 3. Stock der Lersnerstraße 34. Hier veranstaltete er Hauskonzerte mit namhaften Frankfurter Musikern wie der später in Auschwitz ermordeten Opernsängerin Magda Spiegel.

 

Nathan Saretzki ist als ältestes von neun Kindern des Kantors Elias Saretzki und von Ernestine, geb. Helischowski, in Hohensalza/Posen (heute Inowroclaw in Polen) geboren. Am 23. Dezember 1920 heiratete er Emmi Rosa Saretzki. Ihr einziger Sohn Edgar Sarton-Saretzki (Jahrgang 1922) konnte im April 1939 nach Großbritannien emigrieren. Rosa Ullmann, in Diez geboren, war die Witwe des Kaufmannes Siegmund Ullmann.

 

Saretzki studierte Pädagogik in Berlin und Musik in Frankfurt und war zunächst als Kultuslehrer in Westerburg (Westerwald) tätig. Im Ersten Weltkrieg war er Unteroffizier und Offiziersanwärter im Regiment 140, in der Marneschlacht 1914 erlitt er eine schwere Verwundung und war bis November 1918 Kriegsgefangener in Frankreich. Nach dem Krieg zunächst Kantor in Gleiwitz/Gliwice (Polen), ehe er ab 1922 Oberkantor an der Haupt- und Westendsynagoge in Frankfurt und stellvertretender Vorsitzender der Hauptsynagoge wurde.

 

Von 1930 bis 1932 lehrte er jüdischen Religionsunterricht am Lessing-Gymnasium, bis 1935 an der Schillerschule, ab 1937 ausschließlich am Philanthropin. Zudem hatte er an der Hassanschule Deutsch unterrichtet und mehrere zum Teil weltliche Chöre eingerichtet. Während des November-Pogroms am 10. November 1938 rettete er aus der brennenden Hauptsynagoge die Partituren jüdischer Liturgien, die heute den Grundstock der „Oberkantor-Nathan-Saretzki-Stiftung“ des Europäischen Zentrums für jüdische Musik in Hannover bilden. Von 1939 an war er Rabbinatsverweser in der Synagoge Philanthropin, die sich in der Aula der Schule befand. Hier fanden die letzten Gottesdienste der liberalen Jüdischen Gemeinde Frankfurt statt, an die seit Januar 2000 eine Plakette am Philanthropin erinnert.

 

Emmi Rosa Saretzki gehörte der Schwesternschaft der B'nei B'rith-Loge an. Ihr Bruder Gustav Ullmann starb 1918 als Soldat, sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Westerburg. Nathan und Emmi Rosa Saretzki wohnten ab 1922 in der Königswarther Straße, ab 1924 in der Gagernstraße 36, ab 1928 in der Hansaallee 16, ab 1932 in der Holzhausenstraße 16 und ab 1934 bis zum 29. Mai 1937 in der Klüberstraße 13.

Emmy Saretzki, geborene Ullmann 

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

01.05.1890

18.08.1942 nach Theresienstadt und 09.10.1944 nach Auschwitz

unbekannt

Nathan Saretzki

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

11.03.1887

18.08.1942 nach Theresienstadt und 09.10.1944 nach Auschwitz

unbekannt

Rosa Ullmann, geborene Schaumburger

Geburtsdatum:

Deportation:

Todesdatum:

14.07.1859

18.08.1942 nach Theresienstadt

unbekannt

 

Quelle

Literatur: Edgar Sarton-Saretzki, „Auf Sie haben wir gewartet“, Hanau (CoCon Verlag) 1997

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