Entwicklung zur modernen Großstadt

Entwicklung zur modernen Großstadt

Historie

Entwicklung zur modernen Großstadt

Die Adlerwerke im Gallus, (c) Stadt Frankfurt am Main, Foto: Stefan Maurer
Die Adlerwerke im Gallus © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Stefan Maurer

Frankfurt wandelt sich zur Stadt mit weltstädtischem Flair

 

Nach dem Krieg und Sieg Preußens über Österreich 1866 kommt es zur Auflösung des Deutschen Bundes. Frankfurt verliert seine Selbständigkeit, wird von den Preußen annektiert und in die Provinz Hessen-Nassau eingegliedert. Als Stadtgemeinde ist Frankfurt der königlichen Regierung in Wiesbaden unterstellt. An der Spitze der Stadt stehen von nun an zwei Bürgermeister, die von den Stadtverordneten gewählt und vom König bestätigt werden. Magistrat und Stadtverordnetenversammlung vertreten die Stadt nach außen.

Nach dem Friedensschluss mit Frankreich 1871 im Gasthof "zum Schwan" gibt Fürst Otto von Bismarck seiner Hoffnung Ausdruck, dass der "Friede von Frankfurt" auch ein Friede Preußens mit Frankfurt sein würde. Und in der Tat - Frankfurt steigt schon bald zur Großstadt auf. Insbesondere unter Oberbürgermeister Franz Adickes 1891-1912 entwickelte sich die Stadt zu einem modernen Industrie- und Handelsplatz mit weltstädtischem Flair. Erste Eingemeindungen umliegender Ortschaften führen zu einer Ausdehnung des Stadtgebietes. Es entstehen Wohn- und Industriegebiete, Grüngürtel und Volksparks, Ring- und Radialstraßen. Bedeutende Projekte wie der Palmengarten, die Frankfurter Oper, der Bahnhof, der Westhafen sowie kommunale Versorgungsbetriebe werden eröffnet. Getragen vom allgemeinen Aufschwung der Gründerjahre erlebt die Stadt eine Blütezeit mit zahlreichen Ausstellungen und Großveranstaltungen. 1909 findet die Internationale Luftschifffahrt-Ausstellung (ILA) in Frankfurt statt. Auch die Industrialisierung kommt nach Einführung der Gewerbefreiheit in Gang. Die 1880 gegründeten Adlerwerke entwickeln sich zu einem der führenden Fahrrad-, Schreibmaschinen- und Autohersteller. Auch andere Unternehmen profitieren von der wirtschaftlichen Lage. Frankfurt geht es gut, die Bevölkerung wächst von 78.000 (1867) auf 437.000 Einwohner (1917). Auch kulturell und wissenschaftlich kann sich die Stadt sehen lassen. Wieder rufen reiche Frankfurter Bürgerfamilien wichtige Institutionen ins Leben. Ihre Spendenfreudigkeit gipfelt 1914 in der Eröffnung der Frankfurter Universität, der ersten Stiftungsuniversität Deutschlands. Sie trägt seit 1932 den Namen Johann Wolfgang Goethes.

 

Frankfurt um den ersten Weltkrieg

 

Im ersten Weltkrieg wird Frankfurt zum Ziel von 11 Fliegerangriffen. Vor allem aber leidet die Bevölkerung unter Lebensmittel- und Brennstoffknappheit. Der Winter 1916/17 geht als "Kohlrübenwinter" in Frankfurts Geschichte ein. Die Novemberrevolution von 1918 führt auch in Frankfurt zur Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates. Dieser hat allerdings nur begrenzten Einfluss auf die Stadtregierung und wird 1919 nach Unruhen wieder entmachtet. Vom 6. April bis zum 17. Mai 1920 wird die Stadt dann infolge von Aufständen im Ruhrgebiet als militärisches Faustpfand von französischen Truppen besetzt. Die unsichere politische und wirtschaftliche Lage sowie die immer rascher voranschreitende Inflation fördern die politische Radikalisierung. Auch in Frankfurt formieren sich rechtsradikale und völkische Gruppierungen. Mit der Einführung der Rentenmark beginnt 1924 eine Phase der wirtschaftlichen Stabilisierung. 1925 wird der Frankfurter Architekt Ernst May zum Stadtbaumeister. Unter seiner Federführung entsteht zwischen 1927 und 1929 die erste deutsche Großsiedlung "die Römerstadt" am Nidda-Ufer, welche als "Frankfurter Beispiel" in die Architekturgeschichte eingeht. Das Waldstadion wird als größte deutsche Sportstätte errichtet. Doch dieser Aufschwung hält nicht lange an. Ab 1929 macht sich die Weltwirtschaftskrise auch in Frankfurt bemerkbar, renommierte Frankfurter Unternehmen brechen zusammen. Anfang 1933 gibt es in der Stadt rund 70.000 Arbeitslose. Die Zahl der Einwohner beträgt im gleichen Jahr rund 550.000.

 

Die Stadt im Dritten Reich

 

Die katastrophale Wirtschaftslage puscht die rechtsradikalen Parteien. Die NSDAP wird innerhalb kürzester Zeit zur stärksten Partei in Frankfurt. Zwischen 1929 und 1933 steigt ihr Stimmenanteil bei den Kommunal- und Reichstagswahlen von knapp 5% auf 47,9%. Nach den Kommunalwahlen am 12. März 1933 übernehmen die Nationalsozialisten die Macht im Römer und beginnen mit der Gleichschaltung. Am 1. April boykottieren SA-Trupps jüdische Geschäfte. Auch die Universität und ihre Institute werden von NS-Studenten und SA-Männern besetzt. Der jüdische Oberbürgermeister Landmann flieht. Zahlreiche jüdische und nichtjüdische Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes müssen ihren Dienst quittieren.

1936 entsteht anstelle des nicht erweiterungsfähigen Flugplatzes Rebstock der Rhein-Main-Flughafen. 1938 wird die zeitgenössische Abteilung der Städtischen Kunst- Galerie im Städel geschlossen. Werke "entarteter" Künstler werden beschlagnahmt und im Ausland versteigert. Im selben Jahr treten die antijüdischen Terroraktionen in ein neues Stadium. Synagogen, Wohnungen und Geschäfte brennen in der Reichspogromnacht auch in Frankfurt. Mit Beginn des Krieges spitzen sich die Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung weiter zu. 1941 beginnen die Deportationen der Frankfurter Juden. Bis 1944 werden insgesamt 10.000 Menschen in das Ghetto von Lodz transportiert und umgebracht.

Zum Ziel von Großangriffen durch die Alliierten wird Frankfurt erst im Herbst 1943. Die schwersten Luftangriffe erlebt die Bevölkerung 1944. Am 18., 22. und 24. März versinken die historische Altstadt und die Innenstadt in Schutt und Asche. 90.000 Wohnungen werden zerstört, 1.870 Menschen sterben, 180.000 werden obdachlos. Der Einmarsch amerikanischer Soldaten am 26. März 1945 beendet die nationalsozialistische Diktatur und den Zweiten Weltkrieg in Frankfurt.

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