Ehrenamtsmesse - Projektvorstellung "Freunde alter Menschen e.V."
Zusammen ist man weniger allein: Verein Freunde alter Menschen besucht einsame ältere Frankfurter
Wer mitmachen will, kann die Organisation auf der Ehrenamtsmesse am 24. September kennenlernen
Einsamkeit im Alter muss nicht sein
Etwa 118.000
Menschen in Frankfurt sind 65 Jahre und älter. Darunter sind Menschen,
die nicht mehr mobil sind oder sozial isoliert. Oft ist keine Familie mehr da
oder sie wohnt weit weg.
Für die beiden Frankfurterinnen Sophie Krausch und Cleo Matzken ein
Zustand, der sie dazu bewegte, etwas zu tun. Aus Köln hörten sie von einem
Verein, der seine Ursprünge in Berlin hat: Freunde alter Menschen. Junge
Ehrenamtliche besuchen Menschen
im hohen Alter, die häufig nicht mehr mobil sind und dadurch häufig sozial
isoliert. „Warum gibt es so etwas nicht auch in Frankfurt?“, fragten sich die
beiden jungen Frauen, die zusammen zur Schule gingen und die eine lange
Freundschaft verbindet.
„Wie viele alte Menschen
leben in Einsamkeit – gerade in der Großstadt?“, fragt Krausch. Oft seien Enkel
oder die Kinder weg. Man wolle im Supermarkt niemandem Einsamkeit unterstellen,
deshalb spreche man auch nie einen älteren Menschen an, ob er sich denn über
Gesellschaft freuen würde. Der Verein ist dafür ein Mittler, denn er bringt
Menschen zusammen, die Verbindungen suchen, etwas zu erzählen haben oder geben wollen.
Die Wurzeln des Vereins liegen in Frankreich.
1946 gründete Armand Marquiset in Paris „Les petits frères
des Pauvres“ („die kleinen Brüder der Armen“), die sich anfänglich um verarmte
Kriegswitwen kümmerten. Viereinhalb Jahrzehnte nach Gründung der petits frères
des Pauvres in Paris wurde auch in Deutschland ein Standort gegründet. 1991
wurde das erste Büro in Berlin-Kreuzberg bezogen. 2006 etablierte sich das
erste Nachbarschaftsprojekt in Berlin-Tempelhof. Seit 2008 ist der Verein in
Köln präsent. 2014 folgten weitere Standorte in Berlin-Reinickendorf und
Hamburg.
Und 2020 ist dann Frankfurt an den Start
gegangen: Krausch und Matzken beschlossen,
Besuchspartnerschaften auch für Frankfurt anzubieten. „Wir kontaktierten den
Verein in Berlin und haben im Januar 2020 unsere Arbeit aufgenommen. Ein
denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn die Pandemie erschwerte uns, mit älteren
Menschen zu arbeiten“, erzählt die 27-jährige Krausch. Manche
Besuchspartnerschaften beschränkten sich während des Lockdowns auf Telefonate. Jetzt sind auch wieder persönliche Treffen möglich. „Wir wollen bekannter werden und uns der Öffentlichkeit vorstellen.“
Deshalb ist der Verein auch am Samstag, 24. September, bei der 16. Ehrenamtsmesse
in den Römerhallen im Rathaus dabei.
Ziel ist es, Freundschaft aufzubauen
Gesucht werden junge Menschen, die Lust und Zeit haben, ältere einsame Menschen zu besuchen und mit ihnen Zeit zu verbringen. „Wir können keine pflegerischen Tätigkeiten übernehmen, dafür sind wir nicht ausgebildet. Unser Ziel ist es, miteinander eine gute Zeit zu haben“, erklärt Krausch. Besucht werden ältere Menschen in der Regel ab 75 Jahren, die allein sind und von sich aus nicht mehr in soziale Interaktion treten können. „Wir besuchen sie zuhause. Aber auch gemeinsame Spaziergänge oder mal einen Kuchen essen gehen sind möglich“, erklärt die Gymnasiallehrerin. Der Verein sei kein Betreuungsdienst: „Ziel ist es eine Freundschaft aufzubauen. Beide Seiten sollen einen Gewinn haben, seien es Lebensweisheiten oder Erfahrungen. Es geht um den Austausch der Generationen.“Wenn sich ein Freiwilliger meldet, gibt es ein Kennenlerngespräch mit den Koordinatorinnen Krausch und Matzken über Interessen, Hobbys oder Beruf. Zudem wird ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt und eine Vertraulichkeitserklärung/ein Freiwilligenvertrag unterschrieben. Auch mit den älteren Personen, die gerne eine Besuchspartnerin oder -partner hätten, wird ein solches Gespräch geführt. Danach schaut man, wer zu wem passen würde. „Nach dem ersten Kennenlernen, kann dann jeder sagen, ob es für ihn passt. Ist das so, dann gibt es mindestens alle 14 Tage ein Treffen“, erklärt Krausch. Am Anfang sind dann ein bis anderthalb Stunden pro Besuch angedacht. „Wir geben den Ehrenamtlichen den Tipp, feste Zeiten zu setzen und so den Älteren ein Ritual und eine Struktur zu geben.“
Ältere Menschen sehen und von ihnen lernen
Vor allem bei den
Gesprächen und den Besuchen falle auf, dass die Älteren sich darüber freuten,
gesehen zu werden und über sich erzählen zu können. „Wir erfahren vieles aus
ihren Biografien. Da kommen viele Themen auf und das Gespräch über diese Dinge,
tut den Menschen einfach gut“, sagt die Koodinatorin.
Für beide Seiten ist die
Freundschaft eine Bereicherung, die sich entwickeln kann. „Man erfährt schöne
Geschichten und traurige Schicksale, aber in jedem Fall sind es herzensgute,
witzige Menschen, die einem Ratschläge geben und ein Stück weit ihre Welt
eröffnen“, weiß Krausch.
Ältere Menschen oder deren
Angehörige und Freiwillige können den Verein kontaktieren, wenn sie Interesse
an einer Besuchspartnerschaft haben. Auf der Website des Vereins unter famev.de
können Interessierte direkt ein Online-Formular ausfüllen. Auch für Alten- und
Pflegeheime ist der Verein offen. „Wir wollen nicht in Konkurrenz mit den Einrichtungen
treten, aber wenn diese eine Alternative suchen, können sie uns gerne
kontaktieren“, betont Krausch.
Kontakt zum Verein
Eva Leiss und Sophie Krausch, Freunde
alter Menschen, Telefon: 069/97521180, Mobil: 0176/61949138 , E-Mail: frankfurt@famev.de
Text: Pelin Abuzahra