Verregnetes Frühjahr, nasser Sommeranfang: Atempause für den Stadtwald?
02.08.2024, 10:32 Uhr
Klima- und Umweltdezernentin Zapf-Rodríguez stellt Maßnahmen der Frankfurter Waldstrategie vor
Welche Baumarten werden mit den Folgen der Klimakrise klarkommen? Wird es
die Rotbuche aus dem Mittelmeerraum sein, die bereits auf einer Versuchsfläche
im Revier Oberrad des Frankfurter Stadtwaldes wächst? Oder sind es andere
Arten, während wiederum bekannte einheimische Bäume für den Wald
unwiederbringlich verloren sind? Antworten auf diese und andere Fragen zu
finden, ist Teil der Frankfurter Waldstrategie, die am Donnerstag, 1.
August, während einer Pressefahrt zu den Versuchsflächen im Stadtwald
vorgestellt wurde.
„Mit der Frankfurter Waldstrategie schaffen wir einen klaren Fahrplan für
Maßnahmen, um unseren Stadtwald für die kommenden Jahrzehnte zu stärken und
seinen Zustand nachhaltig zu verbessern“, sagte Klima- und Umweltdezernentin
Tina Zapf-Rodríguez. Der Regen des vergangenen halben Jahres habe dem Wald zwar
eine kleine Atempause verschafft, aber an seinem Gesamtzustand habe sich nichts
geändert, sagte die Dezernentin und führte aus: „Einigen Bäumen hilft der viele
Niederschlag, insgesamt müssen wir aber feststellen: Die Trockenschäden aus den
vorhergehenden Jahren sind weiterhin immens. Die Klimakrise ist auch in
Frankfurt da – und das noch heftiger und schneller als erwartet. Diese
Situation verlangt nach weiteren umfassenden und zügigen Maßnahmen, wenn wir
den Stadtwald so erhalten wollen, wie wir ihn kennen und lieben.“
Zu diesen Maßnahmen gehört auch die neu geschaffene Stelle eines Klimaförsters
oder einer Klimaförsterin im StadtForst. Die Aufgabe: wissenschaftliche
Betreuung der Versuchsflächen mit neuen Baumarten im Stadtwald
und Koordination der Wiederaufforstung klimageschädigter
Waldbestände. „Mit der neuen Stelle eines Klimaförsters oder einer
Klimaförsterin wollen wir bewusst machen, dass wir den Zustand des Waldes sehr
ernst nehmen. Wir brauchen eine Person, die sich ausschließlich um die Probleme
kümmert, die im Wald durch die Klimakrise entstehen“, sagt Heike Appel,
Leiterin des Grünflächenamtes. „Es geht hier um weit mehr als um
Schadensbegrenzung. Wir müssen einen klimastabilen Mischwald aufbauen. Der
Klimaförster oder die Klimaförsterin wird daher auch alle Maßnahmen zum Erhalt
und der Schaffung eines klimaresilienten, biodiversen Waldes steuern.“
Eine weitere Aufgabe ist, die jährliche Waldzustandserhebung zu erfassen.
Seit seiner Gründung im Jahr 1372 spielt der Stadtwald eine zentrale Rolle für
die Frankfurter Bevölkerung. Er ist Erholungsort, trägt zur Verbesserung der
Luftqualität bei und sichert ein Viertel des Trinkwassers in Frankfurt. Er hat
einige Krisen überlebt, aber nie zuvor in seiner Geschichte war die Bedrohung
derart existentiell wie heute, sagt auch Tina Baumann, Leiterin der Abteilung
StadtForst im Grünflächenamt. Die Frankfurter Waldstrategie soll daher Fragen
von Fachleuten wie auch von Laien beantworten, Transparenz schaffen und den
Dialog fördern: „Mit der Veröffentlichung dieser Waldstrategie wollen wir die
Öffentlichkeit umfassend informieren und das Bewusstsein für den Schutz und die
nachhaltige Nutzung unseres Waldes schärfen. Es ist uns wichtig, den
Bürger:innen die ökologischen Zusammenhänge zu erklären und sie zu einem
aktiven Beitrag zum Erhalt unseres Stadtwaldes zu ermutigen“, betont Baumann.
Über zwei Jahre hinweg haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
StadtForsts gemeinsam mit dem Göttinger Forstwissenschaftler Prof. Volker
Dubbel an dem umfangreichen Dokument zur Frankfurter Waldstrategie gearbeitet.
Die Strategie definiert Aufgabenbereiche, legt Handlungsfelder dar und
beschreibt Maßnahmen, die den Wald schrittweise widerstandsfähiger machen
sollen. Zusammengefasst ist sie in der Broschüre „StadtForst Frankfurt am Main – Waldstrategie in Zeiten desKlimawandels“External Link auch für interessierte Bürgerinnen und Bürger gut lesbar. Auf
mehr als 90 Seiten und in 27 Kapiteln werden Themen wie nachhaltige
Holznutzung, die Erholungsfunktion des Stadtwaldes, Trinkwassergewinnung und
die CO2-Bilanz behandelt. Zudem werden die dramatischen Auswirkungen der
Trockenjahre analysiert und ein Ausblick auf die möglichen klimatischen
Veränderungen bis ins Jahr 2100 gegeben.