Schriftzug „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ erscheint im neuen Glanz
02.09.2024, 16:22 Uhr
Denkmal wird ab November in der Paulskirche ausgestellt
Hessens Justizminister Christian Heinz hat
gemeinsam mit Oberbürgermeister Mike Josef den Schriftzug „Die Würde des
Menschen ist unantastbar“, der über den Sommer hinweg restauriert wurde und nun
im neuen Glanz erscheint, öffentlich vorgestellt. „Fritz Bauer hat die deutsche
Rechtsgeschichte entscheidend mitgeprägt. Es war ihm wichtig, für die Werte,
die unsere Demokratie ausmachen, konsequent einzutreten und sie selbstbewusst
nach außen zu tragen. Dieser Ansatz ist aktueller denn je. Wir werden diesen
Schriftzug, der sinnbildlich für unsere Werte, unsere Demokratie und unseren
Rechtsstaat steht, im Sinne von Fritz Bauer in die Gesellschaft tragen“, sagte
der Justizminister und ergänzte: „Es freut mich daher sehr, dass es gemeinsam
mit der Stadt Frankfurt gelungen ist, den Schriftzug dort auszustellen, wo das
Herz unserer Demokratie in Deutschland schlägt, nämlich in der Frankfurter
Paulskirche. Herzlichen Dank dafür.“
Der Schriftzug, der auf Initiative des bedeutenden hessischen
Generalstaatsanwalt Fritz Bauer am Gebäude der Staatsanwaltschaft Frankfurt am
Main angebracht wurde, ist im Juli abmontiert und über den Sommer hinweg
zunächst gereinigt und anschließend restauriert worden. „Die Würde des Menschen
soll nicht in einem Depot verstauben. Deshalb haben die Stadt Frankfurt und das
Hessische Justizministerium gemeinsam entschieden, den Schriftzug ‚Die Würde
des Menschen ist unantastbar‘ während der Bauzeit für das neue Justizgebäude in
der Paulskirche aufstellen zu lassen. Wir folgen damit nicht nur unserer
eigenen Überzeugung, dass ‚Die Würde des Menschen‘ nicht in eine Art
Winterschlaf verbracht werden soll, sondern wir folgen auch der Anregung und
den Wünschen engagierter Bürger und Institutionen wie etwa des Fördervereins
Fritz-Bauer-Institut, die uns gebeten haben, den Schriftzug auch während der
Bauarbeiten am Justizkomplex öffentlich zu zeigen“, sagte Oberbürgermeister
Josef.
„Man kann angesichts der Angriffe auf unser demokratisches System durch
Extremisten und Fanatiker aller Schattierungen den Artikel 1 unseres
Grundgesetzes nicht genug hochhalten. ‚Die Würde des Menschen‘ darf nie und
nirgendwo mehr in diesem Land durch staatliche Gewalt in den Schmutz getreten
werden. Niemand soll sie ungestraft verletzen können. Die Würde steht jedem in
diesem Land als ein unveräußerliches Grundrecht zu“, betonte Oberbürgermeister
Josef.
T-Shirt-Aktion „ART. 1 GG“
Unsere Werte in die Gesellschaft tragen: Inspiriert von Fritz Bauer und dem
Schriftzug hat die Frankfurter Design-Agentur Nordisk Büro Plus das T-Shirt
„ART. 1 GG“ gestaltet. Auf der Seite ihres Online-Shops kann man das T-Shirt in
limitierter Auflage demnächst für 15 Euro erwerben. Zehn Euro davon gehen
an zwei Projekte des Demokratiezentrums Hessen am Institut für
Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg. Eine Hälfte der Erlöse
geht an das Mobile Beratungsteam gegen Rassismus und Rechtsextremismus – für
den Verein demokratische Kultur in Hessen mit Sitz in Kassel, die andere an
response, einer Beratungsstelle für Betroffene von rechter, rassistischer und
antisemitischer Gewalt in Frankfurt. „Für uns als Kommunikationsagentur sind
die demokratischen Werte die Basis unserer Arbeit. Demokratie und Freiheit
kommen in unserer Arbeit täglich zur Anwendung. Aktiver Dialog und die
Gestaltung unseres gesellschaftlichen Miteinanders sind Ergebnisse dieses
Schaffens. Deshalb war es eine Selbstverständlichkeit und Ehre zugleich, bei
dieser Aktion mitwirken zu dürfen“, erläuterten die Agenturinhaber Frank
Lottermann und Lorenzo Bizzi ihr Engagement.
Hintergrund zum Schriftzug
Für Fritz Bauer, den bedeutendsten Generalstaatsanwalt der Nachkriegsgeschichte,
war der Artikel 1 des Grundgesetzes die Grundlage allen staatlichen Handels.
Der Staat hatte die Pflicht die Würde seiner Bürger zu schützen und zu achten.
Angesichts des millionenfachen Mordes und der Entwürdigung von unzähligen
Menschen aufgrund ihrer Religion und/oder ihrer politischen Einstellung durch
die Nationalsozialisten, die nur allzu oft von der NS-Justiz unterstützt wurde,
war es ihm ein Anliegen explizit auf den Artikel 1 des GG hinzuweisen. In
besonders plakativer Weise hat er deshalb den Schriftzug „Die Würde des
Menschen ist unantastbar“ an seinen beiden Wirkungsstätten als
Generalstaatsanwalt anbringen lassen: So Mitte der fünfziger Jahre in den Stein
der Außenmauer der Staatsanwaltschaft gemeißelt in Braunschweig und 1966 dann
in übergroßen Metalllettern an der Außenfassade der Staatsanwaltschaft in
Frankfurt. In beiden Fällen sollte der gut sichtbare Schriftzug den
vorbeigehenden wie den das Gerichtsgebäude betretenden Bürgerinnen und Bürgern
verdeutlichen: Richterliche Entscheidungen werden in unserem Land nicht mehr
aus politischen Gründen, sondern allein durch das Recht herbeigeführt.