„Prävention und Gesundheitsversorgung – Neue Chancen und Verantwortung für die Kommunen“
20.11.2023, 12:32 Uhr
Vorhandene Gesundheitsstrukturen zusammenführen und gleiche Chancen für ein gesundes Leben ermöglichen
Menschen aus ländlichen Regionen oder sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen fehlt häufig der unkomplizierte Zugang zu niedrigschwelligen medizinischen Versorgungsangeboten. Um die gesundheitliche Chancengleichheit herzustellen, brauchen auch sie eine Anlaufstelle in Wohnortnähe. Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) greift die Thematik auf, um die Gesundheitsversorgung vor Ort zu stärken. Der Entwurf beinhaltet innovative Ansätze zur Gestaltung von Gesundheitsvorsorge und -fürsorge beispielsweise sogenannte Gesundheitskioske in Kommunen sowie die erleichterte Finanzierung von kommunalen medizinischen Versorgungszentren. Auch die Gründung von primärärztlichen Versorgungszentren und die Möglichkeit zur Initiierung von Gesundheitsregionenverträgen zwischen Städten, Landkreisen und Krankenkassen sind beschrieben. Nun liegt es in der kommunalen Verantwortung, diesen Entwurf für einen neuen Rechtsrahmen zu diskutieren und so zu nutzen, dass die Gesundheitsversorgung verbessert wird.
„Wohnortnahe hausärztliche Versorgung ist von grundlegender Bedeutung für Gesundheit und Lebensqualität der Bewohnerschaft eines Stadtteils. Armut beispielsweise darf keinen Einfluss auf die medizinische Versorgung der Frankfurt:innen haben“, sagt Elke Voitl, Dezernentin für Soziales und Gesundheit. „Wir müssen über den Gesetzesentwurf diskutieren und prüfen, inwieweit vorhandene Ressourcen sinnvoll genutzt und Doppelstrukturen verhindert werden. Zudem brauchen wir tragfähige Konzepte der Finanzierung. Sicherlich kommen viele Kommunen schnell an die Grenzen der Möglichkeiten.“
„Aus diesem Grund haben wir diese Veranstaltung im Frankfurter Gesundheitsamt initiiert“, betont Dr. Peter Tinnemann, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts. „Wir brauchen flächendeckende Angebote und einen unkomplizierten Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen. Die Idee der Gesundheitskioske oder der kommunalen Medizinischen Versorgungszentren können helfen, sowohl die individuelle Gesundheitskompetenz zu erhöhen als auch vor Ort die medizinische Versorgung zu sichern. Mit diesen Ideen müssen wir uns gemeinsam auseinandersetzen, um für die Menschen die richtigen Angebote bereitzuhalten.“
Inwieweit der vorhandene Entwurf überzeugt, darüber diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Theorie und Praxis beim Fachsymposium „Prävention und Gesundheitsversorgung – Neue Chancen und Verantwortung für die Kommunen“ im Frankfurter Gesundheitsamt. Insbesondere über bestehende Gesundheitszentren in ländlichen Regionen als auch über urbane Projekte wird sich ausgetauscht. Was ist tatsächlich umsetzbar, was hat sich schon bewährt und wo bestehen besonders große Lücken.
Dr. Helmut Hildebrandt, Mitorganisator der Veranstaltung in Frankfurt und Vorstandsvorsitzender von OptiMedis, der mit seinem Team langjährige Erfahrungen im Aufbau von Gesundheitsregionen, Gesundheitskiosken und ähnlichen Versorgungsinnovationen hat, betont: „Die Kommunen werden mit dem GVSG weitere Kompetenzen erhalten. Dadurch haben sie die Chance, gemeinsam mit Krankenkassen und anderen Akteuren die regionale Gesundheitsversorgung neu zu gestalten und mehr auf die Bedürfnisse vor Ort auszurichten. Gesundheitsregionen können die Grundlage sein, auf der neue Versorgungsformen wie Gesundheitskioske oder Versorgungszentren entstehen. Entscheidend ist aber immer die Verknüpfung aller Partner vor Ort in einem guten Versorgungsnetzwerk.“
Schließlich müsse das Ziel sein, Gesundheitsversorgung und Prävention für alle Menschen unabhängig von ihrem sozialen Status oder ihrem Wohnort zu sichern. Das kann nur erreicht werden, wenn der Öffentliche Gesundheitsdienst und die Sozialdienste als auch die ambulante Gesundheitsversorgung zusammenarbeiten sowie auf Bundes- und Länderebene die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen werden.