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Ins Leben gerufen, um Leben zu retten

04.09.2024, 13:10 Uhr

Flyer zur Lesung mit Golli Marboe am Mittwoch, 11. September, in der Stadtbücherei Frankfurt Zentralbibiothek.
Flyer zur Lesung mit Golli Marboe am Mittwoch, 11. September, in der Stadtbücherei Frankfurt Zentralbibiothek © Gesundheitsamt Stadt Frankfurt am Main

Das Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention FRANS feiert seinen zehnten Geburtstag und lädt im September zu vier Veranstaltungen ein

Gewinnung von Walter Kohl als Schirmherr im Jahr 2015, drei Jahre später Gründung des FRANS Fördervereins, 2023 Auszeichnung mit dem Hans-Rost-Preis in der Kategorie „Praktiker:in der Suizidprävention“ – dies sind nur drei Meilensteine, die das Frankfurter Netzwerk für Suizidprävention in der vergangenen zehn Jahren erreicht hat. Auf Initiative des Gesundheitsamts gegründet, hilft FRANS seit einer Dekade Suizide zu verhindern, indem es aufklärt und für mehr Offenheit gegenüber dem Thema Suizid in der Gesellschaft wirbt, zum Nachdenken und zu Gesprächen anregt und über Hilfsangebote informiert. Es arbeitet zudem an der Verbesserung der Datenlage, was unter anderem dazu dient, potenzielle Suizid-Hotspots in der Stadt zu identifizieren und gegebenenfalls auf eine Sicherung hinzuwirken. Ein weiteres wichtiges Anliegen von FRANS ist eine sensible Berichterstattung über das Thema Suizid in den Medien. Diese Art der Berichterstattung kann Wissen vermitteln und Suizidraten senken, indem sie Menschen mit Suizidgedanken zeigt, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind, dass auch andere in schweren Krisen stecken und es einen Ausweg geben kann. Papageno wird dieser Effekt der positiven Nachahmung genannt. 

„Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 10.000 Menschen durch Suizid. Die Zahl der Suizidversuche liegt noch um ein Vielfaches höher“, sagt Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl. „Diese – viel zu hohen – Zahlen zeigen: Suizid und Suizidalität sind allgegenwärtig. Und dennoch ist es noch immer ein Tabu, darüber zu sprechen. Das Team von FRANS sensibilisiert, informiert und hilft so, das Thema Suizid zu entstigmatisieren. FRANS wurde ins Leben gerufen, um Leben zu retten. Ich bin sehr froh, dass es dieses Netzwerk in Frankfurt gibt.“

Beteiligten sich im Gründungsjahr rund 35 Organisationen und Institutionen an FRANS, sind es inzwischen über 80. Musste das FRANS-Team anfangs Klinken putzen, um auf seine Angebote aufmerksam zu machen, gilt das Netzwerk heute deutschlandweit als herausragendes Projekt, von dessen Erfahrung andere Kommunen und Netzwerke profitieren. Zudem dient es als Vorbild zur Gründung ähnlicher Netzwerke, etwa für das in Berlin. Im Jahr 2015 legte FRANS erstmals den Flyer „FRANS hilft“ mit Hilfs- und Beratungsangeboten auf, ein Jahr später launchte es seine Website. Seit 2017 veröffentlicht es eine Auswertung von Suiziden und führt seither eine fortlaufende Suizidstatistik. Im selben Jahr gewann FRANS den Hessischen Gesundheitspreis in der Kategorie „Gesund bleiben“. Im Jahr 2020 veranstaltete das Netzwerk erstmals den Trialog Suizidalität, im darauffolgenden Jahr beteiligte es sich an der Organisation des ersten Frankfurter Schul-Suizidpräventionstages. 

„FRANS hat sehr viel erreicht in den vergangenen zehn Jahren“, sagt Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts, von dem aus das Netzwerk koordiniert wird, und ergänzt: „Das Team leistet großartige Arbeit, um einem breiten Publikum ein eher schwieriges und gleichzeitig so wichtiges Thema wie Suizid zugänglich zu machen. Es gelingt ihm nicht nur durch Informationen, sondern auch durch viele Aktionen und Veranstaltungen verschiedener Formate, mit denen es die Menschen zum Nachdenken anregt und einlädt, ins Reden zu kommen.“

Für seine Aktionen wählt das FRANS-Team meist den September, in dem der Welttag der Suizidprävention stattfindet. Dieses Jahr lädt es zu insgesamt vier Veranstaltungen ein. Am Mittwoch, 11. September, 19.15 Uhr, liest der Wiener Autor und Journalist Golli Marboe in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei in der Hasengasse 4 aus seinem Buch „Notizen an Tobias – Gedanken eines Vaters zum Suizid seines Sohnes“. Am Dienstag, 17. September, arbeiten sich Alison Rippier und Matthias Keller um 19.15 Uhr im Haus am Dom, Domplatz 3, mit „Dinkelstollen und Angstherzen“ durch Texte und Lieder, die von Melancholie und Depressionen handeln und trotzdem voller Witz stecken. „Nicht mehr nicht mehr leben wollen“ heißt der Film, bei dem Menschen mit Suizidgedanken Einblicke in ihr Inneres gewähren. Er läuft am Montag, 23. September, um 18 Uhr im Cinema am Roßmarkt 7. Im anschließenden Filmgespräch stehen die Leiterin der Abteilung Psychische Gesundheit des Gesundheitsamts und ein Betroffener für Fragen zur Verfügung. Am Samstag, 28. September, lädt FRANS von 14 bis 17 Uhr zu „Kaffee, Kuchen & Krisenbewältigung: Ein Nachmittag für Impulse und Austausch“ ins Gesundheitsamt in der Breite Gasse 28 ein. Alle Veranstaltungen sind kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
 
Alle Termine und Informationen zu FRANS und den Veranstaltungen finden sich unter frans-hilft.deExternal Link. Ein Feature zu zehn Jahren FRANS, ein Interview mit Golli Marboe und eine Übersicht der Meilensteine von FRANS sind zum Download als PDF-Dokumente beigefügt.

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