Gesundheitsamt bringt Menschen zusammen
04.05.2023, 13:57 Uhr
Pilotprojekt Kunst gegen Einsamkeit zeigt erste Erfolge
Kann Kunst gegen Einsamkeit helfen? Sie kann: Das Gesundheitsamt Frankfurt
hat Menschen, die sich einsam fühlen, im Rahmen des Pilotprojekts „COPE –
Culture On Prescription in Europe“ aufgerufen, sich für ein Kultur-Rezept zu
bewerben. Rund 100 Interessierte haben sich gemeldet, im März wurden jeweils
zehn Kultur-Rezepte für einen Mal- und für einen Theaterkurs ausgestellt. Und
darüber hinaus Termine für Gruppenführungen im Städel, Führungen und
Filmworkshop im Deutschen Filmmuseum, Besuch und Gespräch bei der Dresden
Frankfurt Dance Company und vieles mehr verschrieben. Am Donnerstag, 4. Mai,
endet der Malkurs, bei dem sich die Teilnehmenden unter der Anleitung des
Kunsttherapeuten Andreas Hett zehn Mal trafen, mit einer Ausstellung ihrer im
Kurs entstandenen Werke. Und die Initiatoren des Gesundheitsamts können eine
erste positive Bilanz des COPE-Projekts ziehen.
„Viele, die anfangs dachten, nichts zu Papier bringen zu können, haben durch
die professionelle Anleitung von Andreas Hett tolle Werke kreiert“, sagt
Katharina Popp. Matthias Roos ergänzt: „Die Gruppe ist mehr und mehr
zusammengewachsen, es haben sich sogar Freundschaften entwickelt. Einige
Teilnehmende treffen sich auch außerhalb des Kurses zum Mittagessen oder für
einen Besuch im Palmengarten – das ist wirklich eine tolle Entwicklung.“
Dass die Interessierten bei ihrer Bewerbung nachweislich einsam waren, hat Nora
Hauschild, Psychologin und Kollegin von Katharina Popp und Matthias Roos,
getestet. Zunächst durchliefen alle Interessenten ein kurzes Vorab-Screening
und beantworteten einen Bogen mit drei Fragen zum Grad der Einsamkeit, etwa
„Wie oft haben Sie das Gefühl, dass Ihnen Geselligkeit fehlt?“, und weiteren
offenen Fragen. Nach dem Screening wurden rund 35 der insgesamt 100 Interessierten
zu Einzelgesprächen ins Gesundheitsamt eingeladen, die jüngsten unter ihnen
Ende 20, der Großteil zwischen 40 und 70 Jahre alt. Rund anderthalb Stunden
nahm sich Hauschild für jede Einzelne und jeden Einzelnen Zeit, um zu testen,
wie es um das persönliche Einsamkeitsgefühl steht. Als Hilfsmittel diente
Hauschild unter anderem die validierte deutsche Version der Loneliness Scale
der University of California Los Angeles. Seitens der Befragten sei die
Resonanz auf die Gespräche durchweg positiv gewesen.
„COPE zielt darauf ab, Menschen zusammenbringen, die mehrheitlich allein
leben, nur wenige soziale Kontakte haben und sich einsam fühlen“, erklärt Dr.
Christiane Schlang, Leiterin der Abteilung Psychiatrie im Gesundheitsamt. Wie
viele Menschen von Einsamkeit betroffen sind, belegen aktuelle Zahlen: Mehr als
75 Millionen Europäerinnen und Europäer treffen sich höchstens einmal im Monat
mit Familie oder Freundinnen und Freunden, etwa 30 Millionen fühlen sich
regelmäßig einsam. „Ich freue mich sehr, dass unser Kulturrezept so gut ankommt
und noch mehr, dass sich bereits jetzt so positive Effekte bei den
Teilnehmenden zeigen. Mit COPE erreichen wir einsame Menschen direkt und tragen
dazu bei, ihre seelische Gesundheit zu fördern“, sagt Dr. Peter Tinnemann,
Leiter des Gesundheitsamts.
„COPE – Culture On Prescription“ wurde von Matthias Roos, Psychologe im
Gesundheitsamt Frankfurt, und dem ISIS Institut für Soziale Infrastruktur
erdacht, das Projekt hat Partner in Dublin, Bukarest, Gouda, Lissabon und
Brüssel. Es hat eine Laufzeit von 27 Monaten (1. Januar 2022 bis 31. März 2024)
und wird vom Erasmus+ Förderprogramm der Europäischen Union unterstützt. Ziel
des Projekts ist es, Menschen, die unter Einsamkeit leiden, zu unterstützen und
gleichzeitig zu untersuchen, inwieweit Einsamkeit und soziale Isolation durch
neu entwickelte Kunst- und Kulturprogramme entgegengewirkt werden kann.
Nähere Informationen zum EU-Projekt finden sich unter COPE – Culture on Prescription in EuropeInternal Link und culture-on-prescription.euExternal Link.