Neues Hygienecenter im Bahnhofsviertel startet
16.03.2023, 14:22 Uhr
Kooperation von Stadt Frankfurt und Diakonie Frankfurt und Offenbach
Eine
warme Dusche schenkt Menschen neben Hygiene auch Wohlgefühl, Sicherheit im
sozialen Kontakt und Wertschätzung gegenüber dem eigenen Körper. Was für viele
eine Selbstverständlichkeit ist, können sich obdachlos lebende Menschen häufig
nur schwer ermöglichen. In einem neuen Interims-Hygienecenter im Frankfurter
Bahnhofsviertel können Menschen künftig kostenfrei und einfach Sanitäreinrichtungen
nutzen.
Im Hof des Weser5 Diakoniezentrums für obdachlose und wohnungslose Menschen
stehen nun übergangsweise Toiletten- und Duschcontainer sowie ein Umkleide- und
ein Versorgungscontainer. Die Diakonie Frankfurt und Offenbach betreibt das Interims-Hygienecenter
im Auftrag der Stadt, bis das geplante dauerhafte Hygienecenter im Hauptbahnhof
umgesetzt ist.
„Ich freue mich sehr, dass wir als Stadt mit unserem Interims-Hygienecenter
zumindest etwas Entlastung schaffen können und hoffentlich auch Menschen
erreichen, die noch nicht gut an unser differenziertes Hilfesystem angebunden
sind“, sagte die Dezernentin für Soziales, Jugend, Familie und
Senior:innen, Elke Voitl, bei der Vorstellung des Projektes am Donnerstag, 16.
März. Im Bereich Obdachlosigkeit seien häufig nicht die Angebote das Problem,
sondern die Bereitschaft der Betroffenen, diese auch anzunehmen. Hindernisse in
der persönlichen Lebensgeschichte, fehlende Tagesstruktur, Scham, Sucht und
psychische Erkrankungen und viele andere Gründe machten es Menschen auf der
Straße oft schwer, Hilfe zuzulassen und sich beispielsweise Sozialarbeiterinnen
und Sozialarbeiter anzuvertrauen. „Daher sind sogenannte niedrigschwellige
Angebote, wie dieses hier, so wichtig. Angebote, die so wenig Anforderungen an
die Nutzer:innen stellen wie möglich.“
„Da sich das geplante Hygiene-Center von Stadt und Bahnhofsmission unter dem
Hauptbahnhof noch weiter hinauszögert und wir die Not und die Bedürfnisse von
Menschen sehen, die im Bahnhofsviertel dringend auf weitere kostenlose
Toiletten und Duschmöglichkeiten angewiesen sind, haben wir im Innenhof des
Weser5 Diakoniezentrums gemeinsam mit der Stadt Frankfurt für eine
Zwischenlösung gesorgt“, sagte Markus Eisele, Diakoniepfarrer und theologischer
Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach.
Das neue Hygienecenter ist kostenlos und für jeden und jede geöffnet.
Nutzerinnen und Nutzer können einfach vorbeikommen, sie müssen noch nicht
einmal ihren Namen nennen. Es besteht unter anderem aus einem Dusch-Container
mit vier Duschen für Männer und sechs Waschbecken mit Spiegeln. Fünf Duschen
für Frauen sind im Tagestreff des Weser5 Diakoniezentrums zu finden. Es gibt
Toiletten mit getrennten Zugängen für Männer und Frauen und einen Umkleidecontainer
mit Spinden für Männer. Das Hygienecenter hat täglich von 8.30 bis 16.30 Uhr
geöffnet. Mitarbeitende der Diakonie geben aus einem Versorgungscontainer
innerhalb der Öffnungszeiten kostenlos Hygieneartikel wie Handtücher, Duschgel,
Rasierer, Badeschlappen und frische Unterwäsche aus.
Das neue Hygienecenter ist ein weiterer Baustein einer ämter- wie
dezernatsübergreifenden Gesamtstrategie der Stadt Frankfurt, um die Situation
im Bahnhofsviertel zu verbessern. Auch Annette Rinn, Dezernentin für Ordnung,
Sicherheit und Brandschutz, begrüßt die Einrichtung des Hygienecenters:
„Ordnungsrechtliche Maßnahmen sind notwendig und richtig, aber nur ein Teil der
Lösung der Herausforderungen im Bahnhofsviertel. Obdachlose und suchtkranke
Menschen brauchen unsere Unterstützung, um sich aus dem Teufelskreis zu
befreien. Das Hygienecenter ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Stefan
Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit, ergänzt: „Für die
Herausforderungen im Bahnhofsviertel gibt es nicht eine und vor allem keine
schnellen Antworten. Mit Projekten wie diesem Hygienecenter, der Schaffung des
Koordinierungsbüros für das Bahnhofsviertel, mit dem Ausbau der
Straßensozialarbeit und der Erweiterung der Öffnungszeiten der Hilfseinrichtung
können wir jedoch schnell auf sich verändernde Bedarfe eingehen und dringend
benötigte Hilfe für Betroffene schaffen.“
Die Eröffnung der einzelnen Angebote im Hygienecenter ist schrittweise geplant.
Zum 1. April sollen sie komplett zur Verfügung stehen. Im Zuge des neuen
Angebots werden auch die Öffnungszeiten des Tagestreffs der Diakonie für
wohnungslose und obdachlose Menschen von fünf auf sieben Tage die Woche von
8.30 bis 16.30 Uhr ausgeweitet. Die Diakonie stellt für ihr erweitertes
Angebot sieben neue Mitarbeitende ein. Die Kosten für das erweiterte Angebot in
Weser5 von fast einer halben Million Euro für zunächst ein Jahr übernimmt
komplett die Stadt Frankfurt. Sie setzen sich aus Personalkosten,
Reinigungskosten, Wasser und Strom, Leasingkosten für die Container und
Materialkosten zusammen. Die Diakonie stellt ihre Liegenschaft kostenlos zur
Verfügung und übernimmt das Management vor Ort.