Katharinenkirche: Dach- und Fassadensanierung wird vorgezogen
23.05.2022, 16:12 Uhr
Stadtkämmerer Bergerhoff: Schnelle Reaktion wegen akuten Handlungsbedarfs nötig
Wegen des unerwartet schlechten Zustands des Schieferdachs wird die
Außensanierung der St. Katharinenkirche an der Hauptwache vorgezogen. Aus
Sicherheitsgründen wurde bereits ein Bauzaun aufgestellt. Voraussichtlich im
Spätsommer wird mit der Montage eines Gerüstes begonnen. „Uns ist es ein großes
Anliegen, die Dotationskirchen, zu deren Unterhalt sich die Stadt verpflichtet
hat, in einem guten Zustand zu erhalten“, sagt Stadtkämmerer Bastian
Bergerhoff, in dessen Dezernat der Bauunterhalt der Dotationskirchen fällt.
„Wenn es, wie im Fall der Katharinenkirche, akuten Handlungsbedarf gibt, müssen
wir schnell reagieren. Ich bin froh, dass das Kassen- und Steueramt sowie das
Amt für Bau und Immobilien die Sanierung dieser bedeutenden Innenstadtkirche
jetzt zügig anpacken.“
Ursprünglich sollte die Dach- und Fassadensanierung 2023 geplant und in den Jahren
2024 bis 2026 ausgeführt werden. Anfang 2022 hat allerdings ein
Sachverständiger festgestellt, dass sich das Schieferdach in einem sehr
mangelhaften Zustand befindet und irreparabel ist. Die Situation hatte sich
gegenüber dem Vorjahr deutlich verschlechtert. Deshalb entschieden das Kassen-
und Steueramt, das als Bauherr für die Kirche fungiert, und das für die
baulichen Angelegenheiten zuständige Amt für Bau und Immobilien, die Sanierung
vorzuziehen.
Um eine Gefährdung von Passanten zu verhindern, wurde die Kirche bereits wenige
Tage nach der Untersuchung des Daches in vier Meter Abstand zu den Außenwänden
mit einem provisorischen Bauzaun abgesichert. Dieser wurde mittlerweile durch
einen festen Zaun ersetzt. Der Gefahrenbereich ist jetzt nicht mehr zugänglich.
„Wir können nicht riskieren, dass sich Teile der Schieferdeckung lösen und
Menschen verletzen“, betont der Stadtkämmerer. „Die Entscheidung für diese
Sicherungsmaßnahme musste sehr schnell erfolgen. Ich bitte die Anlieger:innen
um Verständnis, dass es dazu keine Alternative gab.“
Mittlerweile haben Vertreterinnen und Vertreter mehrerer städtischer Ämter bei
einem Ortstermin mit den Inhaberrinnen sowie Inhabern benachbarter
Einzelhandelsgeschäfte besprochen, wie deren Interessen stärker berücksichtigt
werden können. So sollen am Bauzaun Hinweisschilder auf die Geschäfte
angebracht und die Reinigungsintervalle auf der Gehwegfläche erhöht werden.
Außerdem soll die Stadtpolizei verstärkt in dem Gebiet präsent sein.
Perspektivisch werden Künstlerinnen und Künstler die Möglichkeit erhalten, den
150 Meter langen Zaun mit unterschiedlichen Motiven und Themen aus der Kirche
und ihrer Umgebung zu gestalten.
Mit der Planung der einzelnen Maßnahmen der komplexen Sanierung wurde
mittlerweile begonnen. „Derzeit werden an der Südseite der Kirche zwei Joche
inklusive Pfeiler eingerüstet, um den Zustand von Dach und Fassade weiter zu
erkunden“, erläutert Dombaumeisterin Julia Lienemeyer, die im Amt für Bau und
Immobilien für die Dotationskirchen zuständig ist. „Parallel dazu wird die
Aufgabenstellung konkretisiert. Auf Basis der Untersuchungsergebnisse werden
die erforderlichen Maßnahmen definiert und die daraus resultierenden Kosten
ermittelt.“ Nach Genehmigung der Kosten werden die Leistungen ausgeschrieben
und vergeben. Das erste große Gewerk wird der Gerüstbau sein. Begonnen wird mit
der Einrüstung der Fassaden des Kirchenschiffes und der Walmdachfläche auf der
Westseite, welche aufgrund des sehr steilen Dachs mit einer Neigung von mehr
als 60 Grad bis zum First eingerüstet wird. Später kommt die Einrüstung des
Kirchturms im Norden hinzu.
Anschließend wird die alte Schieferdeckung entfernt und das insgesamt rund
1450 Quadratmeter große Dach wird neu gedeckt. Außerdem sind an der
Fassade Naturstein-, Putz- und Malerarbeiten geplant. „Da historische Gebäude
stets viele Unbekannte in sich bergen und Unvorhergesehenes meist nicht
auszuschließen ist, können wir noch keinen belastbaren Bauablaufplan nennen“,
sagt Stadtkämmerer Bergerhoff. Auch stehe der Finanzierungsbedarf noch nicht
fest. Dombaumeisterin Lienemeyer betont: „Gewiss ist, dass die Stadt Frankfurt
gemeinsam mit ihren beauftragten Planern, Sachverständigen und Baufirmen
intensiv an der Maßnahme arbeitet, um eine zügige, professionelle und
wirtschaftliche Abwicklung zu gewährleisten.“
Die St. Katharinenkirche an der Hauptwache ist die größte evangelische Kirche
in Frankfurt. Der barocke Bau wurde an der Stelle einer spätgotischen
Vorgängerkirche im Jahr 1681 fertiggestellt. 1944 wurde die Kirche zerstört, 1954
wurde sie wiederaufgebaut. Zuletzt wurde 2011 der Turm saniert.