In ganz Europa gut vernetzt
13.03.2023, 12:08 Uhr
Gesundheitsamt ist Partner des RKI bei der Postgraduiertenausbildung für angewandte Epidemiologie
Eines der größten seiner Art,
infektiologische Expertise, eine enge Kooperation mit dem Flughafen Frankfurt
und der damit verbundene Aspekt der globalen Gesundheit – diese und viele
Parameter mehr machen das Gesundheitsamt Frankfurt zu einem wichtigen Partner
für das Robert Koch-Institut (RKI). Als zweite städtische Behörde ist es, nach
dem Gesundheitsamt der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf, nun
Teil der Postgraduiertenausbildung für angewandte Epidemiologie (PAE) des
Berliner Instituts. Die Epidemiologie befasst sich mit der Häufigkeit von
Krankheiten, Gesundheitsstörungen und anderen gesundheitsbezogenen Merkmalen
der Bevölkerung und sucht Beziehungen zu möglichen Ursachen. Mit dem
PAE-Programm will das RKI Medizinerinnen sowie Mediziner und
Gesundheitswissenschaftlerinnen sowie Gesundheitswissenschaftler zu Expertinnen
und Experten für den Infektionsschutz im öffentlichen Gesundheitsdienst
ausbilden.
„Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, die Gesundheit der
Bevölkerung mit empirischen Mitteln im Blick zu behalten und konkrete Maßnahmen
ableiten zu können, um die Menschen zu schützen. Diese Aufgabe wird künftig
weiter an Bedeutung gewinnen“, sagt Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und
Gesundheit. Dr. Peter Tinnemann, Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt ergänzt:
„Als Teil des PAE-Programms die Epidemiologen von morgen auszubilden, bedeutet
Nachwuchs zu fördern und gleichzeitig unser Amt im Bereich der Epidemiologie
noch besser aufzustellen. Der Schutz der Bevölkerung ist die ureigene Aufgabe
einer Gesundheitsbehörde.“
Jonas Haller, 28 Jahre alt, ist seit 2020 Mitarbeiter der Abteilung
Infektiologie im Gesundheitsamt und einer der Postgraduierten, die das
PAE-Programm durchlaufen. Gemeinsam mit rund 60 Medizinerinnen sowie Medizinern
und Wissenschaftlerinnen sowie Wissenschaftlern aus Deutschland und Europa
lernt er innerhalb von zwei Jahren, Infektionsausbrüche zu untersuchen, Daten
aus der infektionsepidemiologischen Überwachung auszuwerten,
Überwachungssysteme aufzubauen sowie Forschungsprojekte zu entwickeln und
durchzuführen, Studienergebnisse zu kommunizieren. All das erledigt er
zusätzlich zu seinen Aufgaben, die er am Gesundheitsamt hat – etwa das
Vektormonitoring oder das Management von Infektionsausbrüchen. „Das ist schon
eine große Herausforderung und sehr zeitintensiv“, sagt Haller. Vor allem aber
sei es toll, dass es ein solches Programm gebe und er daran teilnehmen könne –
„das ist ein großes Privileg.“
Besonders gefällt Haller der europäische Gedanke, der hinter seiner Fortbildung
steckt. Das PAE ist eng an das „European Programme for Intervention
Epidemiology Training" (EPIET) gekoppelt. Dieses zielt ebenfalls darauf
ab, Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner in der Anwendung epidemiologischer
Methoden auszubilden und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, mit welchen
Maßnahmen das öffentliche Gesundheitswesen übertragbare Krankheiten
kontrollieren und ihnen vorbeugen kann. „Unsere Kohorte, also unser
Studienjahrgang, setzt sich aus Leuten aus ganz Europa zusammen. Und auch
unsere Zusammenkünfte finden in verschiedenen Ländern statt: Unser erstes
Treffen hatten wir in Griechenland, im Mai kommt der komplette Studienjahrgang
nach Frankfurt, im Juni 2023 werden wir uns zu einem weiteren Ausbildungsmodul
in Stockholm treffen.“
Die Ausbildung ist sehr praxisbezogen, ein kleiner Teil ist für Vorlesungen und
Seminare reserviert, den Großteil investieren die PAE-Teilnehmerinnen und
-teilnehmer darin, die erlernten Methoden in ihrem Arbeitsalltag anzuwenden.
Dabei werden sie intensiv von erfahrenen Betreuern begleitet. „Egal aus welchem
Land die Teilnehmenden kommen – wer das PAE- und oder das EPIET-Programm
durchläuft, lernt, mit denselben Methoden zu arbeiten“, erklärt Tinnemann und
fügt hinzu: „Das vereinfacht den Wissensaustausch, baut Barrieren ab und ist
gerade in Situationen wie der Corona-Pandemie ausgesprochen hilfreich und
wertvoll.“ Haller kann das bereits jetzt bestätigen: „Unsere Kohorte bildet ein
europaweites Netzwerk. Mit so vielen Leuten an so vielen Orten zu verbunden zu
sein, erleichtert die Zusammenarbeit und die Arbeit jedes und jeder Einzelnen –
und es ist wirklich bereichernd.“
Weitere Infos zum PAE-Programm gibt es unter rki.de/paeExternal Link.