Frankfurt setzt Zeichen gegen Antisemitismus
24.02.2023, 13:22 Uhr
Magistrat beschließt Anweisung an die Geschäftsführung der Messe zur Absage des Roger Waters-Konzerts
Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main und die Hessische
Landesregierung haben sich darauf verständigt, das am Sonntag, 28. Mai,
geplante Konzert von Roger Waters in der Festhalle abzusagen. Eine
entsprechende Anweisung erhält die Messe-Geschäftsführung per
Gesellschafterbeschluss. Die Anweisung hat der Magistrat am Freitag, 24.
Februar, beschlossen.
In dem Beschluss heißt es: „Die Stadt Frankfurt am Main und das Land Hessen als
Gesellschafter der Messe Frankfurt GmbH weisen die Geschäftsführer der Messe
Frankfurt GmbH an, (…) den (…) geschlossenen Vertrag zur Durchführung der
Veranstaltung ‚Roger Waters 2023 Konzert‘ in der Festhalle Frankfurt am Main am
28.05.2023 in Abstimmung mit den Gesellschaftern unverzüglich aus wichtigem
Grund außerordentlich zu kündigen.“ Frankfurt ist mit 60 Prozent, das Land
Hessen mit 40 Prozent, an der Messe Frankfurt GmbH beteiligt.
Hintergrund der Absage ist das anhaltend israelfeindliche Auftreten des
früheren Pink-Floyd-Frontmanns, der als einer der reichweitenstärksten
Antisemiten der Welt gilt. Mehrfach forderte er einen kulturellen Boykott
Israels und zog Vergleiche zum Apartheidsregime Südafrikas und übte Druck auf
Künstlerinnen und Künstler zur Absage von Veranstaltungen in Israel aus. Ein
Ballon in der Form eines Schweins mit Abbildungen des Davidsterns und mehreren
Firmenlogos war Bestandteil von Waters Bühnenshow bei über 200 Konzerten im
Rahmen der „The Wall Live Tour“ 2010 bis 2013. Immer wieder fiel Waters in der
Folge auch wegen antisemitischer Verschwörungstheorien auf, die er unter
anderem in der Terrororganisation Hamas nahestehenden Medien verbreitete. Während
der laufenden US-Tour teilte Waters wiederholt dem Publikum mit, dass seine
Auftritte als Ausdruck seiner politischen Haltung zu sehen seien und nicht im
Zeichen der Musik Pink Floyds stünden.
Im Rahmen der Tour „Roger Waters – this is not a drill“ sind im Mai fünf
Konzerte in Deutschland geplant. Forderungen nach einer Absage der Konzerte
gibt es auch in Berlin, München und Köln.
Für Aufregung in Frankfurt hatte insbesondere der Ort des geplanten Konzerts
gesorgt. In den Tagen nach der Pogromnacht 1938 wurden 3000 jüdische Männer aus
Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet in die Festhalle gebracht, misshandelt und
später in Konzentrationslager deportiert. Viele von ihnen wurden ermordet. Auf
dem Platz vor der Festhalle erinnert eine Gedenktafel an die Geschehnisse vom
November 1938, die ein Auftrag ist, sich gegen Antisemitismus sowie Hass und
Hetze zu stellen.
Der Magistrat sieht sich deshalb gefordert, ein klares und
gesamtgesellschaftlich getragenes Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. Die
aufgrund der besonderen Tragweite getroffene Einzelfallentscheidung ist vor
diesem Hintergrund nicht als Präzedenzfall zu sehen.