Feierliche Eröffnung des weltweit ersten Klinikgebäudes mit Passivhauszertifikat
23.01.2023, 17:21 Uhr
Ein Quantensprung für Patienten und Mitarbeitende des varisano Klinikums Höchst
Am Samstag, 4. Februar, öffnet der zukunftsorientierte und energetisch
nachhaltige Neubau des varisano Klinikums Frankfurt-Höchst die Türen für die
Patientenversorgung. Rund 1600 Mitarbeitende aus Medizin, Pflege sowie
Administration beziehen dann die aktuell in Hessen modernsten Arbeitsplätze,
die ein Krankenhaus überhaupt bieten kann. Am Montag, 23. Januar, gut zwei
Wochen vor dem geplanten Umzug, luden die Stadt Frankfurt am Main und die
Klinikleitung Vertreter aus Politik, Unternehmen und der Baubeteiligten zur
offiziellen Eröffnungsfeier sowie Schlüsselübergabe in die weltweit erste
Klinik mit Passivhaussiegel ein. Kai Klose, Hessischer Minister für Gesundheit
und Soziales, sowie Stefan Majer, Dezernent für Mobilität und Gesundheit der
Stadt, ließen es sich nicht nehmen, diesen besonderen Krankenhausneubau
gemeinsam mit der Klinikgeschäftsführung sowie Vertretern der Baufirmen zu
eröffnen.
„Die Bevölkerung der Region erhält mit diesem Neubau ein hochmodernes
Krankenhaus mit besten Versorgungsmöglichkeiten. Gleichzeitig wird eine der
größten Baumaßnahmen an einem Krankenhaus in Hessen abgeschlossen. Das Land hat
sich daran ganz erheblich beteiligt und bereits 2008 insgesamt 43 Millionen
Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, die später auf fast 55 Millionen
Euro aufgestockt wurden. Diesen Neubau in Passivhaus-Bauweise zu errichten, war
eine mutige, gleichzeitig aber auch sehr kluge Entscheidung: Krankenhäuser
haben einen enormen Energiebedarf – daher ist es umso wichtiger, auf
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu setzen“, sagt Klose.
Stadtrat Majer ist glücklich über diesen Neubau: „Auch wenn die Patient:innen
und die Beschäftigten des Klinikums viel Geduld aufbringen und eine lange
Baustellenzeit aushalten mussten, ist dieser Neubau jetzt mit seiner
hochmodernen Medizintechnik, seinen komfortablen Höchster Zimmern und seinem
herausragenden Passivstandard absolut auf der Höhe der Zeit und wird nun allen
zu Gute kommen. Die Corona-Pandemie hat wieder einmal überdeutlich gemacht,
dass Krankenhäuser der Maximalversorgung echte Daseinsvorsorge sind. Und dass
diese in öffentliche Hand gehören. Für die Stadt Frankfurt ist es das größte
Hochbauprojekt der letzten Jahrzehnte. Und für die Region ist es ein Leuchtturm
der Zusammenarbeit in der Krankenversorgung.“
„Ich freue mich unendlich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unsere
Patientinnen und Patienten, dass der Klinikneubau endlich seiner Bestimmung
übergeben wird. Er ist ein Quantensprung für alle und schafft eine erstklassige
Arbeitsumgebung sowie allerbeste medizinische und bauliche Bedingungen“, sagt
Martin Menger, der Vorsitzende der Geschäftsführung der varisano Kliniken
Frankfurt-Main-Taunus und ergänzt: „Die Krankenhausbranche in Deutschland
steckt aktuell in schwierigen Fahrwassern. Ich bin aber überzeugt, dass wir mit
einem derartigen Neubau und der Verbundlösung auch diese gut durchschiffen
werden."
Das moderne Klinikgebäude bietet Platz für fast 700 Betten und vereint
Komfort und medizinisch-technischen Fortschritt. Das Herzstück, der neue
OP-Trakt, umfasst zehn Säle sowie einen Hybrid-OP für schonende,
minimal-invasive Eingriffe. Die neueste Medizintechnik im Neubau des
Maximalversorgers im Gesamtwert von 30 Millionen Euro ermöglicht eine
Patientenversorgung und professionelle Arbeitsabläufe auf höchstem Niveau.
Modernste Geräte, die durchdachte Infrastruktur, gepaart mit den Möglichkeiten
der Digitalisierung, bringen viele Verbesserungen für Patientinnen sowie
Patienten und die Belegschaft mit sich.
Ein Stockwerk nur für die (werdende) Familie und Kinder
Der dritte Stock gehört allein den werdenden und frischgebackenen Eltern sowie
den Kindern. So sind direkte Wege nicht nur für alle an der medizinischen und
pflegerischen Versorgung Beteiligten, sondern auch die Eltern und Kinder
gewährleistet. Ein speziell konstruierter Dachspielplatz sorgt für Abwechslung
der kleinen Patienten. Für die jährlich knapp 2300 Geburten stehen vier
Kreißsäle zur Verfügung, einer davon mit Gebärbadewanne.
Auf den durchgängig mit Ein- und Zwei-Bett-Zimmern und jeweils eigenem
Bad ausgestatteten Stationen kommt der Passivhausstandard den Bedürfnissen von
Patienten und Besuchern besonders entgegen. In den Patientenzimmern soll die
Temperatur konstant angenehme 22 Grad betragen. Wie Majer betont, können in der
Passivhaus-Klinik selbstverständlich die Fenster geöffnet werden. Wegen der
integrierten Innenlüftung ist dies aber nur in bestimmten Situationen nötig.
Eine weitere Besonderheit ist das „Höchster Zimmer“, das von den Pflegenden
mitentwickelt wurde. Das höhere Achsmaß ermöglicht, das hintere Bett bei Bedarf
aus dem Zimmer zu schieben ohne den vorderen Bettnachbarn zu stören. Dies ist
eine enorme Arbeitserleichterung für die Mitarbeitenden.
In der Altersmedizin geht´s auf die Zeil
Auch eine steigende Zahl älterer, zum Teil dementer Patienten wurde
berücksichtigt. Übergroße Raumnummern, regionale Zimmer- und Flurnamen sowie
liebevoll ausgewählte Bildmotive auf der Station für Altersmedizin sorgen für
Erleichterung bei der Orientierung, wie etwa die Zeil oder bekannte Höchster
Sehenswürdigkeiten.
„Wir freuen uns, das Haus nun übergeben und seinem eigentlichen Zweck
überstellen zu dürfen, ein wichtiger und sehr notwendiger Schritt zur
Modernisierung dieses Campus und der Sicherstellung der medizinischen
Versorgung in einem angemessenen Rahmen. Wir wünschen den Betreibern, Nutzern
und Patienten des Hauses Glück, Erfolg, und vor allen Dingen – das ist das
große Ziel – Gesundheit“, erklärt Frank Thiesen, Vorstand Operations von Zech
Hochbau. Er erinnerte im Rahmen der feierlichen Schlüsselübergabe daran, wie
komplex ein solcher Bau ist und wie hoch die Anforderungen an den
Generalunternehmer waren. „Es hat sich herausgestellt, dass ein Haus dieser
Größe und Komplexität eben nicht Jahre vorher komplett durchgeplant und dann
einfach gebaut werden kann, sondern Anpassungen, Nutzerwünsche, technischer
Fortschritt im Bereich Medizintechnik, geänderte Vorschriften berücksichtigt
werden wollen. Die Beschränkungen durch die Pandemie, die Störungen der
Lieferketten, die weitere Verschärfung durch den Angriffskrieg Russlands in der
Ukraine taten ein Übriges“, führte der Vertreter des mit dem Bau beauftragten
Generalunternehmens aus. Insgesamt haben auf der Baustelle mehr als 3200
Menschen aus mindestens 18 Nationen am Klinikum gearbeitet, in der Spitze über
400 gleichzeitig.
„Der Höchster Neubau ist in seiner Kombination an energieeinsparenden Maßnahmen ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt. Es ist nicht nur das erste im Passivhaus-Standard zertifizierte Klinikum, sondern gleich ein Maximalversorgerkrankenhaus. Damit unterstreicht die Stadt Frankfurt den Anspruch, die Passivhaushauptstadt Europas, wenn nicht sogar der Welt, zu sein. Die Herausforderung der Aufgabenstellung, bei der die Vision zur Mission wurde, sowie der damals neuartige Ansatz ist heute aktueller denn je. Unsere Zeit ist durch steigende Energiepreise und die Folgen des Klimawandels gekennzeichnet, sodass das zertifizierte Passivhaus-Klinikum sicherlich schon bald zahlreiche Nachahmer finden wird", hebt Björn Bischoff, Architekt und geschäftsführender Gesellschafter der wörner traxler richter planungsgesellschaft, bei der Schlüsselübergabe hervor.
Maximalversorgung gepaart mit „Heilender Kunst“
Um den Patienten und Besuchern trotz der enormen Größe des Neubaus ein Gefühl
von Geborgenheit zu bieten, wurden die Wände der 160 Meter langen Magistrale
sowie Stationen nach dem Konzept der „Heilenden Kunst“ gestaltet. Hierbei
rücken Strukturen und Details aus der Natur – insbesondere der Blumen- und
Pflanzenwelt – in den Fokus. Die Verfremdung von Blüten und Blättern mit einer
an ein Kaleidoskop erinnernden Optik trägt dazu bei, Betrachter zum Nachdenken
anzuregen. Wie Studien zeigen, empfinden Patienten Bildmotive mit Landschaften
und Naturszenen als beruhigend. Angst und Stress werden reduziert und Schmerzen
werden deutlich schwächer empfunden.
In den Neubau in der Windthorststraße ziehen fast alle stationären Bereiche des
Klinikums – bis auf die Klinik für Augenheilkunde, die Klinik für psychische
Gesundheit, das Sozialpädiatrische Zentrum und das Zentrallabor, die noch in
anderen Gebäudeteilen auf dem Campus untergebracht sind. Für die
Zentralsterilisation sowie die Personalcaféteria, die ihren neuen Platz im
zweiten Bauabschnitt erhalten, sind Interimslösungen auf dem Klinikgelände
geschaffen worden.
Über den Neubau
Der aus vier Querriegeln bestehende Klinikneubau in Passivhausbauweise hat eine
Bruttogeschossfläche von rund 79.000 Quadratmetern und eine Nutzfläche von rund
34.450 Quadratmetern. Er bietet Platz für 675 Betten und 40 tagesklinische
Plätze. In die neue Wagenhalle vor der Notaufnahme passen sechs Rettungswagen
gleichzeitig mit ausreichend Rangiermöglichkeiten. Ein Hubschrauberlandeplatz
befindet sich auf dem Dach. Das Gebäude mit einem Investitionsvolumen von rund
260 Millionen Euro wurde im Sommer 2022 für seine energetisch vorbildliche
Bauweise als weltweit erstes Krankenhausgebäude mit dem Passivhaussiegel
ausgezeichnet. Mehr Informationen gibt es unter neubau-klinikum-frankfurt.deExternal Link oder varisano.deExternal Link.